Adolf Hoelzel - Büßerin (Legende) - image-1

Lot 422 Dα

Adolf Hoelzel - Büßerin (Legende)

Auktion 1059 - Übersicht Köln
27.11.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 12.000 € - 15.000 €
Ergebnis: 16.120 € (inkl. Aufgeld)

Adolf Hoelzel

Büßerin (Legende)
Um 1907/1908

Öl auf Karton 37,6 x 52,5 cm Gerahmt. Unten mittig dunkelblau signiert 'A. HOELZEL.' - Die Kanten stellenweise mit minimalen Farbabplatzungen; die Kartonecken mit alten Stauchspuren und kleineren Farbverlusten.

Mit der Berufung Hölzels an die Stuttgarter Akademie im November 1905 beginnt der wichtigste Werkabschnitt des damals über fünfzigjährigen Künstlers. Sie leitet eine Stilwende ein und bestätigt die formalen Tendenzen zur Abstraktion und zu zusammengefasster, synthetischer Flächenkomposition, wie sie erstmals in der berühmten "Komposition in Rot" der ehemaligen Pelikan-Sammlung (Venzmer Ö III 6.6) gestaltet wurde. Die Farbe gewinnt an Bedeutung und Eigenleben, zugleich konzentriert sich Hölzel um 1907/1908 aber auf figurale, religiös bestimmte Motivik. In ihr verschmelzen Form, Farbe und Figuren zu eigentümlicher wie einzigartiger "Komposition", die Hölzel auch als "farbige Konstruktion" bezeichnet. Eine Notiz des Künstlers aus dieser Zeit erwähnt "die komplementären und simultanen 'Beeinflussungen mit den chromatischen Vermittlungen, die so große Geheimisse enthalten', ferner die 'Ergänzungen von Linien, Form und Farbe, die sich gegenseitig das Materielle nehmen', und er fährt fort: 'So bildet auch die Entmaterialisation des Gegenständlichen jenes merkwürdige Medium, das immer mehr ... zu einfachen sakralen Stoffen hinführt und eine gewisse Mystik auch in der gegenständlichen naturalistischen Darstellung begünstigt." (zitiert nach Wolfgang Venzmer, Adolf Hölzel, Stuttgart 1982, S. 81). Venzmer beschreibt treffend, dass im Unterschied zum Frühwerk des Künstlers dabei tatsächlich von einer "thematischen wie gegenständlichen Konkretisierung bewusst abgesehen wird" und die "malerische Handschrift als abstrahierendes, Distanz schaffendes Moment" zur "bildlichen Realisierung" nunmehr dazugehört (ebenda, S. 82). Im vorliegenden Gemälde, das zu einer Folge von ähnlichen figural komponierten Arbeiten gehört, kann man den erzielten Effekt, insbesondere die Bedeutung und Dominanz der Farbe, beispielhaft studieren. Künstlerische Einflüsse spielen auch eine gewisse Rolle, nicht zuletzt wohl das Erlebnis "Gauguin" und das der "Nabis", deren Werken Hölzel in Ausstellungen der Zeit begegnet ist.

Werkverzeichnis

Venzmer Ö IV 4,4

Provenienz

Ehemals Sammlung Blanche Schäfer, Ludwigshafen; Süddeutsche Privatsammlung

Literaturhinweise

Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer, 33. Auktion Moderne Kunst, 29. und 30. Mai 1959, Kat. Nr. 341 mit Abb. Tafel 49 ("Religiöse Komposition ('Vergebung')"); Wolfgang Venzmer, Adolf Hölzel. Leben und Werk, Monographie mit Verzeichnis der Ölbilder, Glasfenster und ausgewählter Pastelle, Stuttgart 1982, S. 29, 82

Ausstellung

Stuttgart 1953 (Stuttgarter Galerieverein/Württembergische Staatsgalerie), Adolf Hoelzel, Katalog der Gedächtnis-Ausstellung zum hundertsten Geburtstag von Adolf Hoelzel, s. Kat. Nrn. 45-47, vermutlich Kat. Nr. 45 o. 47 (jeweils "Religiöse Komposition", Besitz Blanche Schäfer, Ludwigshafen); Reggio Emilia 2007 (Palazzo Magnani), Le Virtù della Passione. La collezione Charlotte e Tistou Kerstan, Nr. 33 (" 'Vergebung' - Religiöse Komposition, 1906 ca.") - jeweils mit rückseitigen Aufklebern