Friedrich Nerly - Piazzetta di San Marco bei Mondschein - image-1

Lot 1512 Dα

Friedrich Nerly - Piazzetta di San Marco bei Mondschein

Auktion 1067 - Übersicht Köln
21.05.2016, 14:30 - Gemälde und Zeichnungen des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 280.000 € - 300.000 €
Ergebnis: 496.000 € (inkl. Aufgeld)

Friedrich Nerly

Piazzetta di San Marco bei Mondschein

Öl auf Leinwand. 64,5 x 88 cm.
Signiert und datiert unten links: F. Nerly 1849.

Verso auf der undoublierten Leinwand bezeichnet: F. N.
Friedrich Nerly wurde 1807 in Erfurt geboren, wuchs aber nach dem frühen Tod seiner Eltern in Hamburg auf. Mit seinem Lehrer Baron von Rumohr reiste er 1827 nach Italien und erreichte nach verschiedenen Stationen schließlich Ende 1828 Rom, wo er sich sechs Jahre aufhielt. Anstelle der ursprünglich geplanten Rückkehr nach Deutschland ließ sich der Künstler 1837 in Venedig nieder. Er heiratete dort die Adoptivtochter eines venezianischen Adeligen und hat die Lagunenstadt mit Ausnahme kurzer Reisen bis zu seinem Tod nicht mehr verlassen. In den letzten Oktobertagen des Jahres 1878 wurde Friedrich Nerly auf der Insel San Michele di Murano beigesetzt.
Mit seinen Ansichten von Venedig hatte Nerly bereits bei seinen Zeitgenossen ungeheuren Erfolg. Er empfing in seinem Atelier prominente Venedig-Besucher, darunter zahlreiche gekrönte Häupter. Zu seinem berühmtesten Bildmotiv wurde die in silbriges Mondlicht getauchte Piazzetta di San Marco, die der Künstler in mehreren Varianten verarbeitete, ohne dass sich diese verschiedenen Ausführungen völlig gleichen. Neben Kompositionen mit einem engerem Bildausschnitt, die vor allem die Markus- oder die Theodorsäule in den Mittelpunkt stellen, gibt es weiträumigere Ausführungen, die beide Säulen mit den Stadtheiligen Venedigs, den Dogenpalast, den Molo und den Blick auf die Lagune zeigen. Um eine solche großzügige Variante handelt es sich bei dem vorliegenden Gemälde.
Andrea Wandschneider hat im Ausstellungskatalog „Römische Tage - Venezianische Nächte. Friedrich Nerly zum 200. Geburtstag“ (Dessau, Lübeck und Paderborn 2007/8, S. 33-46) u. a. auf das komplexe Verhältnis des sich links in das Bild „drängenden“ Dogenpalastes und des nur zur Hälfte sichtbaren Mondes hingewiesen. In der Tat hat Nerly in keiner seiner Piazzetta-Ansichten die vermeintlich naheliegende Lösung eines sich über den gesamten Bildraum ergießenden Mondlichts gewählt. „Dieser scharfe und doch unlösbare Gegensatz von kompakter Dunkelfläche und kleiner Mondhalbfläche ist nun keineswegs ‚gemütlich' und auch nicht ‚romantisch' - vielmehr im Sehen kaum zu bewältigen.“ (a.a.O., S. 44) Insgesamt betont Andrea Wandschneider in ihren Ausführungen die tiefgründige Bildanlage und Kompositionsstruktur der Werke Nerlys, die aufgrund der malerischen Brillanz und betörenden Atmosphäre seiner Gemälde zuweilen in den Hintergrund rückt.

Provenienz

Auktion Sotheby's, Amsterdam, 27.3.2007, Lot 105 .