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Lot 335 D

Karl Schmidt-Rottluff - Osterstrauss

Auktion 1070 - Übersicht Köln
03.06.2016, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 99.200 € (inkl. Aufgeld)

Karl Schmidt-Rottluff

Osterstrauss
1947

Öl auf Leinwand 73,3 x 65,5 cm Gerahmt. Oben rechts blau signiert 'S. Rottluff' sowie rückseitig auf dem Keilrahmen mit schwarzem Pinsel signiert, betitelt, datiert und bezeichnet 'Schmidt-Rottluff "Osterstrauss 47" (4710) = gewachst ='. - Tadellos und farbfrisch erhalten.

Nachdem Karl Schmidt-Rottluff die letzten Kriegsjahre in seinem Geburtsort Rottluff/Chemnitz verbracht hatte, kehrte er im Herbst 1946 nach Berlin zurück. Ein wesentlicher Grund hierfür war die ihm von Karl Hofer angetragene Professur an der neu gegründeten Hochschule für Bildende Kunst, die er zum Herbst 1947 antrat. Obwohl ihn seine Lehrtätigkeit stark in Anspruch nahm, konnte er sich nach den Jahren der Verfemung und des Malverbots nun erstmals wieder intensiv der Malerei widmen.
Schmidt-Rottluff malte in den ersten Jahren nach dem Krieg vorwiegend Landschaften, Interieurs, Atelierbilder und Stillleben. Als eines der frühesten Gemälde aus dieser Zeit scheint der kontrastreiche „Osterstrauss“ mit seinen flaumig weißen Weidenkätzchen und leuchtend gelben Narzissen sinnbildlich von der befreienden Kraft des Neubeginns, eines anbrechenden Frühlings zu künden. Wie fragil der Moment des Neuanfangs sein würde, sollte sich kaum ein Jahr später zeigen. Mit vermeintlich umgekehrten Vorzeichen schuf Schmidt-Rottluff sein berühmtes „Blockade-Stilleben“, das sich im Ausdruck persönlichen Unbehagens als beklemmender zeithistorischer Kommentar auf die akute politische Situation West-Berlins verstehen lässt (s. Vergleichsabbildung).
Die Farbe sollte von zentraler Wichtigkeit für Schmidt-Rottluffs Schaffen bleiben. Entschlossen konzentrierte er sich in den Werken der unmittelbaren Nachkriegszeit auf eine reduzierte Palette, die er doch kraftvoll einzusetzen vermochte. Neben dem geradezu lustvollen Umgang mit Farbe ist es die vereinfachte Formensprache mit ihren flächigen, stark konturierten Bildelementen, die sein Spätwerk auszeichnet. Will Grohmann erkennt in jenen Werken Schmidt-Rottluffs die bereits in den frühen 1920er Jahren angelegte „Zonenmalerei“; jene malerischen Form, die zwischen Gegenstand und Raum vermittle, das Motiv in die Fläche einbeziehe und damit einen gestuften, flächigen Bildraum erzeuge (Vgl. Will Grohmann, Karl Schmidt-Rottluff, Stuttgart 1956, S. 106).

Provenienz

Vom Vorbesitzer direkt beim Künstler erworben (1970), seitdem Privatsammlung Süddeutschland