Eduardo Chillida - Gravitación - image-1

Lot 633 D

Eduardo Chillida - Gravitación

Auktion 1071 - Übersicht Köln
04.06.2016, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 35.000 € - 45.000 €
Ergebnis: 47.120 € (inkl. Aufgeld)

Eduardo Chillida

Gravitación
1988

Papier, Tusche und Baumwollschnüre. 21,1 x 29,8 cm. Unter Glas gerahmt. Signiert 'Chillida' und mit Künstlersignum.

Mit seinen Gravitationen, erreicht Chillida die größte Nähe von Skulptur und Graphik. Dabei legt der Künstler meist zwei, bisweilen auch drei Papiere übereinander, schneidet geometrisierende Formen aus, andere schwärzt er mit Tusche ein. Die einzelnen Papiere werden nicht wie eine Collage zusammengeklebt, sondern lediglich partiell mit einer Kordel vernäht. Zudem wird das Gesamtobjekt an langen Schnüren befestigt und bleibt beweglich. Für seine Gestaltungen wählt der Künstler vielfach schwere Büttenpapiere, die in sich stark gewellt und strukturiert sind und akzeptiert dabei bewusst die jeweilige Eigenart, den 'Widerstand' des Papieres und bestärkt diese durch seine kalkuliert eingesetzte Gestaltung.
Nicht nur der Charakter und damit die materialspezifische 'Widerständigkeit' verschiedener Papiersorten werden thematisiert, sondern auch die Problematik des Raumes. Denn indem die Objekte frei vor der Wand hängen, ist es nicht mehr der suggerierte Raum, der nur in der Vorstellung entsteht. „[...] Es ist tatsächlicher Raum, der zwischen dem Objekt und der Rückwand und zudem zwischen den einzelnen, gewölbten Papierlagen des Objektes selbst existiert. [...] Entscheidend ist, dass Chillida das Papier jedoch nicht skulptural behandelt. Der Raum dieser Arbeiten entsteht wesentlich mit graphischen Mitteln. Doch bleibt die Sphäre des Unentdeckten auch diesmal gewahrt; der entstehende Raum zwischen den Papierlagen ist eher zu erahnen als wirklich sichtbar. Nur das Spiel der Schatten, die bei wechselndem Licht die Ränder der Papiere säumen, deutet auf ihn hin. Letztlich sind die „Gravitations“ jedoch, wie schon ihr Name nahelegt, graphische Synonyme für die Schwerkraft selbst. Je nach Gestaltung wirken sie massig, massiv oder schwebend, leicht. Das Papierobjekt bestimmt sich gleichsam in direktem Dialog mit der Erdanziehungskraft und symbolisiert damit seine Aufgehobenheit in den Naturgesetzen. Mit den „Gravitations“ gelingt es Chillida auf eindrucksvolle Weise, die Zusammenhänge von Natur und Kunst, ihre gemeinsame Gesetzmäßigkeit und ihre gemeinsame Schönheit zu veranschaulichen." (Wolfgang Holler, Zu Eduardo Chillidas graphischem Werk, in: Eduardo Chillida, Ausst.Kat. Staatliche Graphische Sammlung, München 1990, S.20).

Werkverzeichnis

Die Arbeit ist im Archiv des Museo Chillida-Leku, Hernani, unter der Nummer CH-88/GT-3 registriert.

Provenienz

Galerie Maeght Lelong, Zürich; Privatsammlung, Frankreich

Ausstellung

Zürich 2004 (Galerie Maeght Lelong), Eduardo Chillida, Gravitations, Ausst.Kat., o.S. Abb.33