Karin Kneffel - Pfirsiche - image-1

Lot 654 D

Karin Kneffel - Pfirsiche

Auktion 1071 - Übersicht Köln
04.06.2016, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 150.000 € - 200.000 €
Ergebnis: 210.800 € (inkl. Aufgeld)

Karin Kneffel

Pfirsiche
1995

Öl auf Leinwand. 200 x 200 cm. Rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt 'Karin Kneffel 1995 "Pfirsiche" (F 3)'.

Die Früchte dieses großformatigen Pfirsichstilllebens wurden von Karin Kneffel in hyperrealistischer, einer Fotografie ähnlichen Perfektion ausgeführt. Die dreidimensionale Darstellung wirkt so überzeugend, dass die Pfirsiche aus dem Bildraum herauszutreten scheinen, Sonnenlicht und Schatten spielen auf der samtigen, in gelben, orangen und roten Nuancen leuchtenden Haut. Der Betrachter fühlt sich an ein riesiges, computerbearbeitetes Werbemotiv erinnert. Jedoch wird die Vollkommenheit durch die Wiedergabe minimaler Dellen in der Oberfläche der Früchte leicht gebrochen, wodurch sich ein scheinbarer Realismus und eine Wertigkeit der Darstellung vermitteln.
Daniel Spanke führt zu der vermeintlichen Naturnähe eben dieses hier angebotenen Stilllebens folgendes aus: „Von ‚Realismus' ist immer dann die Rede, wenn wir ihn eigentlich nicht erwarten: bei einem gemalten, von Hand gemachten Bild, von dem wir wissen, wie schwierig es ist, es nicht wie gemalt aussehen zu lassen. Um jedoch Pfirsiche zu sehen, wäre ein Bild eigentlich nicht nötig. Und so schauen wir uns diese Früchte im Bild nicht an, um etwas über sie herauszufinden, auch wenn sie ganz genau wiedergegeben sind, sondern weil mit ihnen etwas gezeigt wird - etwas, das sie selbst nicht sind, sondern das mit dem Bild zu tun hat. Bewegt man sich vor der Darstellung, verzerren sich die Formen auf der Bildfläche und geben uns so ihre Flächigkeit preis. Bei allem Illusionismus liegt es keinesfalls nahe, Bilder tatsächlich mit der Wirklichkeit zu verwechseln. Die Eigenarten einer gemalten Darstellung gegenüber der Wirklichkeit werden von Karin Kneffel nun zusätzlich durch bestimmte Strategien noch verstärkt. Bei dem erheblichen Format des Gemäldes (2 x 2 m) etwa erscheinen die Pfirsiche extrem überdimensioniert. […]. Das Sujet scheint durch das immense Ausmaß zusätzlich mit höherer Bedeutung ausgestattet zu werden. Denn das absichtlich groß Gezeigte wird wohl mit einer entsprechenden Wichtigkeit übereinstimmen. […] Auf der Ebene des Motivs gibt es jedoch keine Erklärung für das Bild, für seine Größe und seine Darstellungsweise. Die Monumentalität und Glätte verhindern sogar eine wirkliche Einfühlung in das Gezeigte und halten den Betrachter auf Abstand. In die erste, wohlige Anmutung mischen sich kältere Töne. […] Auch das Empfinden für die eigene Größe wird bei dem Versuch, sich in räumliche Beziehung zu dem Bild zu setzen, durch die beinahe heroische Monumentalisierung von Frucht und Landschaft verunsichert. Indem der Betrachter sein Verhältnis zum Bild schon räumlich nicht klären kann, wird er immer wieder auf sich selbst verwiesen. Die Einbeziehung in eine schöne, wenn auch imaginäre Welt, um derentwegen realistische Malerei oft nur geschätzt wird, ist empfindlich gestört.“ (Daniel Spanke, Realismus ist anders, in: Achim Sommer (Hg.), Karin Kneffel, Ausst.Kat. Kunsthalle in Emden 2001, S.7ff.)

Provenienz

Privatsammlung, Norddeutschland

Ausstellung

Emden 2001 (Kunsthalle in Emden), Karin Kneffel, Ausst.Kat. S.29 mit Farbabb.
Rottweil 1996 (Forum Kunst Rottweil), Karin Kneffel, Ausst.Kat. S.47 mit Farbabb.