Lot 471 R

"Der Dschungel gibt - anders als die Straßenzüge der Städtebilder, die Raumkoordinaten des Portraits, die Weiten der Landschaftsaufnahmen oder die Untiefen der Blumenbilder von Thomas Struth - kaum eine perspektivische Tiefe frei. Ohne das Bild hierarchisch zu gliedern durchziehen, überziehen Pflanzenformen die Fläche 'allover', wie die Lineaturen in der Malerei bei Jackson Pollock oder Brice Marden. Dabei bleibt das Dickicht durchlässig in der Tiefe. […] Dieses Paradies liegt nicht im Urwald, und auch nicht dahinter, es öffnet sich im Schauen durch die Gewächse hindurch. In diesen Fotografien sind die Wälder nicht länger das Bedrohliche, das Verdrängte, sondern bewußte Orte der Hingabe. Ihr dichtes Gezweig wird zu einer Membran der Versenkung und zu einem halbtransparenten Spiegel, der uns auf uns selber zurückwirft, durch den wir aber auch hindurchgehen können, nicht um in einer anderen Welt, jedoch verändert bei uns selber anzukommen." (zit. nach Hans Rudolf Reust, Das Paradies der Dschungel, in: Ingo Hartmann/Hans Rudolf Reust, Thomas Struth. New Pictures from Paradies, Ausst.kat. Universitat Salamanca, Centro de Fotografia u.a., München 2002, o.S.)