Für Thomas Struth ist die Fotografie nicht nur Kunst und schon gar kein Handwerk, sondern vor allem eine glänzende Möglichkeit, mit wissenschaftlicher Präzision den verborgenen Ursprüngen der Dinge und des Seins auf die Spur zu kommen. Mit der Kamera sieht er neue und tiefe Zusammenhänge, die er seinem staunenden Publikum sichtbar macht und kunstfertig vor Augen führt.
(...) WeiterlesenThomas Struth - Studium in Düsseldorf bei Gerhard Richter und Bernd Becher
Thomas Struth wurde 1954 in Geldern geboren, die Weichen für einen Werdegang als Künstler stellte er bereits als junger Mann durch ein Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Zwischen 1973 und 1980 hatte er so berühmte Lehrer wie den Maler und Bildhauer Gerhard Richter, der Struth in Malerei unterrichtete, und den Grandseigneur der Düsseldorfer Fotoschule, Bernd Becher. Mithilfe eines Stipendiums, das ihm die Kunstakademie Düsseldorf zuerkannte, konnte Thomas Struth im Jahr 1978 einen Aufenthalt in New York City finanzieren, den er mit einer Ausstellung im legendären P.S.1 (heute MoMA PS1) krönte. 1993 wurde Thomas Struth selbst zum Lehrer, als er eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe antrat. Privat fand der Fotokünstler Struth in einer Wortkünstlerin die passende Entsprechung: Seine Ehefrau ist die amerikanische Schriftstellerin Tara Bray Smith.
Ein Künstler mit Konzept: Thomas Struth und das "präzise Sehen"
Die bevorzugte Arbeitsweise von Thomas Struth stützt sich auf klar strukturierte Werkgruppen, die immer ein bestimmtes Thema zum Mittelpunkt haben: Straßenzüge, Museen, Naturschauplätze oder Menschen in bestimmten Situationen. Struth nimmt seine Motive üblicherweise mit einer Großformatkamera auf, zumeist in Farbe. Von berühmten Kollegen wie Andreas Gursky oder Thomas Ruff unterscheidet er sich nicht zuletzt durch seinen nahezu vollständigen Verzicht auf eine digitale Nachbearbeitung. Bei der Komposition seiner Bilder achtet er verstärkt darauf, mit gängigen Sehgewohnheiten zu brechen und seinem Publikum eine frische Perspektive gleichsam "aufzuzwingen". Mit dieser Erweiterung des fotografischen Kunstbegriffs konnte Thomas Struth sowohl die Kunstkritik als auch den Kunstmarkt überzeugen. Auf der ganzen Welt gelang Struth durch eine intelligente Fotografie öffentlicher Plätze und Straßenzüge eine beeindruckende Dokumentation der urbanen Evolution. Damit berührt er ein ums andere Mal auch den Bereich der Dokumentarfotografie, den sein alter Lehrer Bernd Becher mit seiner Frau Hilla stark geprägt hatte. Der Künstler selbst spricht in diesem Zusammenhang von der Kunst des "präzisen Sehens".
Vom Sichtbaren zum Unsichtbaren
Trotz des großen Erfolges blieb Thomas Struth bei seiner Fotografie des Sichtbaren nicht stehen, sondern wandte sich mehr und mehr dem Unsichtbaren zu. Seine Themen wurden umfassender, universaler. Er interessiere sich für Weltthemen, sagt der Künstler selbst und wählt Motive wie den Maschinenraum eines Gentest-Herstellers, stellt die Gentechnik doch den vielleicht wichtigsten und umstrittensten Fortschritt der menschlichen Wissenschaft dar. Dabei verzichtet Struth ganz bewusst auf jede künstliche Überhöhung seines Motivs, er inszeniert nicht, sondern zeigt nur, indem er mit viel Inspiration und Feinsinn seine eigenen Perspektiven sucht. Tiefer gehende Symbolismen und hochtrabende Metaphern sind dem Künstler fremd, er will in seinen Bildern den Menschen mit der Wirklichkeit vertraut machen – eine Wirklichkeit, die so komplex ist wie nie zuvor und der Vermittlung durch einen hellsichtigen Künstler mehr denn je bedarf. Zu diesem Zweck darf er häufig technische Anlagen fotografieren, die der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen bleiben. Privilegien sind dem Meister ohnehin selbstverständlich: 2011 wurde er mit dem offiziellen Jubiläumsfoto des britischen Königspaars betraut. Thomas Struth lebt und arbeitet heute in Berlin.
Thomas Struth - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: