Gert Heinrich Wollheim - Die Besenfrau (Scattering our illusions) - image-1

Lot 279 D

Gert Heinrich Wollheim - Die Besenfrau (Scattering our illusions)

Auktion 1090 - Übersicht Köln
31.05.2017, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 18.000 € - 22.000 €
Ergebnis: 14.880 € (inkl. Aufgeld)

Gert Heinrich Wollheim

Die Besenfrau (Scattering our illusions)
1935/1936

Öl auf Holz 175 x 101,5 cm Gerahmt. Am Unterrand im Kehricht auf dem Kopf stehend schwarz signiert 'WollhEiM PARiS' sowie rückseitig auf einem Ausstellungsetikett mit seinem Namen und seinen Adressdaten bezeichnet und betitelt "Scattering our illusions". - Sehr gut erhalten.

Gert Wollheim, von Beginn an Mitglied der Künstlergruppe „Das junge Rheinland“ und seit den frühen 1920er Jahren befreundet mit der Düsseldorfer Galeristin Johanna Ey, emigriert mit Hitlers Machtergreifung nach Paris. Als sozialistisch orientierter und sich radikal für die Rechte junger Künstler einsetzender jüdischer Maler versteht er die Zeichen der Zeit - eine Ausstellungsbeteiligung an der Preußischen Akademie der Künste wegen „ihm anhaftender Rassemängel“ wird ihm untersagt.
Wollheim wohnt in Paris zuerst im Arbeitervorort Montrouge, in dem er möglicherweise auch zu dem angebotenen Bild der „Besenfrau“ angeregt worden sein mag. Die gleichermaßen zerlumpt heruntergekommene wie energisch aufrecht Arbeitende fegt mit anderem Kehricht Wollheims Namen zusammen, gleichsam als Sinnbild der mangelnden gesellschaftlichen Wertschätzung des in der Emigration lebenden Künstlers.
Die Brisanz und Gewichtung des Gemäldes auch seitens Wollheims zeigt die Ausstellung bereits kurz nach seiner Entstehung 1936 im Carnegie Institute/Pittsburgh unter dem Titel „Scattering our illusions“.
Der ebenfalls nach Paris ausgewanderte Kunstkritiker Paul Westheim beschreibt einen Besuch bei Wollheims in der „Pariser Tageszeitung“ am 20.2.1935: „Kommt man in sein Atelier, so steht auf der Staffelei ein eben vollendetes Bild: eine Concièrge, die Straße fegend. Ein Millet-, ein Daumier-, ein Goya-Zug ist um dieses verarbeitete Wesen. Größer gesehen als vordem bei Wollheim. Sein Handwerk ist gereifter geworden, mit Nutzen hat er von Seurat gelernt.“ (zit. nach: Stephan von Wiese, in: Ausst. Kat. Wollheim, Düsseldorf 1993 (Kunstmuseum im Ehrenhof), S. 234).

Werkverzeichnis

Euler-Schmidt/Osterhof 294; Euler-Schmidt 253

Provenienz

Gertrud Isolani, Neuilly sur Seine; Satinover, Paris; Privatbesitz Paris

Ausstellung

Pittsburgh 1936 (Carnegie Institute), The 1936 International Exhibition, Kat. Nr. 218 (rückseitig mit Ausstellungsetikett); Paris 1938 ?, Cinq Ans de Dictature Hitlerienne, Volksfront-Ausstellung