Aelbert Cuyp - Rastende Reiter vor Burg Ubbergen - image-1

Lot 2094 Dα

Aelbert Cuyp - Rastende Reiter vor Burg Ubbergen

Auktion 1097 - Übersicht Köln
18.11.2017, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 250.000 € - 320.000 €
Ergebnis: 217.000 € (inkl. Aufgeld)

Aelbert Cuyp

Rastende Reiter vor Burg Ubbergen

Öl auf Holz (parkettiert). 59 x 73,7 cm.
Signiert unten links: A. Cuyp.

Aelbert Cuyp zählt zu den führenden Landschaftsmalern seiner Zeit und wurde vor allem durch seine herausragende Begabung bei der Gestaltung großer pastoraler Szenen im sanften Morgen- oder stimmungsvollen Abendlicht bekannt. Hierfür ist auch dieses Gemälde ein schönes Beispiel. Mit starken Pinselstrichen in Creme- und Silbertönen zaubert er ein strahlendes Licht, das die gesamte Bildfläche streift und eine frische morgendliche Stimmung vermittelt.
Zwei Reiter auf ihren Pferden rasten auf einer Anhöhe. Sie tragen auffallende, exotisch anmutende Jagdkostüme, mit Pelz besetzte Samtjacken, die auch aus Gemälden von Rembrandt bekannt sind und „Hongerlijn“ genannt wurden, weil sie wohl ungarischen Ursprungs sind. Auf der linken Seite sind die Ruinen der Burg Ubbergen zu erkennen, hinter denen sich die Landschaft öffnet. Auf der rechten Seite, von einer fernen Windmühle kommend, nähert sich ein weiterer Reiter. Links wiederum hält ein kleiner Stallknecht einen gesattelten Schimmel am Zügel.
Die Burg Ubbergen wurde in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts für Johann Ubbergen, Graf von Nijmegen erbaut. Die Identifizierung des Gebäudes konnte durch eine Zeichnung Cuyps in der Wiener Albertina erfolgen (Abb. 1, siehe Ausst.-Kat. „Aelbert Cuyp", A. Wheelock et al., Washington, London, Amsterdam 2002, Kat. Nr. 88, S. 256). Die Burg wurde während des Aufstandes der Niederlande gegen Spanien im 16. Jahrhundert bekannt, als die Bürger von Ubbergen sie am 23. August 1582 in Flammen setzten, um sie nicht den spanischen Truppen zu überlassen. Damit avancierte sie zu einem stolzen Symbol für den Unabhängigkeitskampf der Niederländer, was dem damaligen Betrachter des Gemäldes durchaus bewusst gewesen sein wird. Ein weiteres Gemälde mit einer Ansicht dieser Burg, allerdings von der anderen Seite des Sees, befindet sich in der National Gallery in London.
Reitersujets hat Cuyp nur wenige gemalt, da er meistens Rinder und Schafe bevorzugte. Andere Reiterbilder von seiner Hand sind bedeutend größer. Unseres ist am ehesten vergleichbar mit dem Gemälde „Zwei Kavalleristen im Gespräch mit einem Bauer“ aus der Sammlung des englischen Königshauses. Das gescheckte Pferd findet sich sehr genau in einem Gemälde Aelbert Cuyps von ca. 1655 im Los Angeles County Museum of Art wieder.

Frits Duparc, Fred Meijer und Christopher Brown bestätigen dieses Gemälde als eigenhändiges Werk von Aelbert Cuyp.

Anmerkungen zur Provenienz:
Der in Hamburg geborene Sir Otto Beit (1865-1930) war der jüngere Bruder und Nachfolger von Alfred Beit, der mit Cecil Rhodes das berühmte südafrikanische Bergbauunternehmen De Beers gründete. Nach dem Tode Alfreds übernahm Otto die Verwaltung der südafrikanischen Beit-Stiftung und vermehrte auch die bereits von Alfred aufgebaute Kunstsammlung. Sein Sohn erbte diese Sammlung von Weltrang und stiftete sie später größtenteils der National Gallery of Ireland. Darunter befand sich u. a. das berühmte Werk von Vermeer „Mädchen, einen Brief schreibend“. Nach seiner Versteigerung bei Christie´s 1969 wurde unser Gemälde von der Sarah Bluffer Stiftung in Housten erworben, von wo es später an den heutigen Besitzer ging.

Provenienz

Thomas Agnew´s Sons, London. - Sammlung Lord Petre. - Sammlung Otto Beit. - Dessen Sohn Alfred Beit. - Christie´s London 5.12.1969, Lot 101. - Galerie Hal O´Nians 1977. - Hier 1977 von der Stiftung Sarah Campbell Blaffer erworben. - Hier von dem jetzigen Besitzer erworben.

Literaturhinweise

Catalogue of the Collection of Pictures and Bronzes in the Possession of Sir Otto Beit, introduced by Wilhelm von Bode, London 1913, Nr. 155. - Ausstellungskatalog: 17th Century Dutch Paintings, National Gallery of South Africa, Kapstadt 1952, Nr. 11, S. 9. - C. White: A Golden Age of Painting - Dutch, Flemish & German Paintings of the 16th-17th Centuries from the Collection of The Sarah Campbell Blaffer Foundation, Houston 1981, S. 144-5.

Ausstellung

British Fine Arts Club, London 1926-1927, Nr. 15. - National Gallery of South Africa, Kapstadt: 17th Century Dutch Paintings, 1952. - The Sarah Campbell Blaffer Foundation, Houston 1977-2014.