Gert Heinrich Wollheim - Selbstportrait mit Braut - image-1

Lot 345 D

Gert Heinrich Wollheim - Selbstportrait mit Braut

Auktion 1110 - Übersicht Köln
01.06.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 34.720 € (inkl. Aufgeld)

Gert Heinrich Wollheim

Selbstportrait mit Braut
1921

Aquarell, rötliche Deckfarbe, Deckweiß und Tusche auf Büttenpapier mit dem Wasserzeichen "LOTOS-BÜTTEN" 67,4 x 49,3 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Bleistift in Sütterlin (teils schwer leserlich) beschriftet 'Der deutsche Maler/ Gert Wollheim geht/ trotz dem Widerstand/ aus seinem Kollegen[kreis]/ geistige Verbindung/ mit dem Jungen [Rheinland bei] Mutter Ey [ein]'. Darunter von Johanna Ey mit der handschriftlichen Widmung in Bleistift "Meiner l. Emma Quedenfeldt'. - Fachmännisch restaurierte Altersmängel; etwas unregelmäßig gebräunt mit Atelier- und Feuchtigkeitsspuren.

Wollheims bedeutendes aquarelliertes Selbstbildnis aus dem Nachlass des Fotografen Dr. Erwin Quedenfeldt (1869 - 1948) trägt eine Widmung Johanna Eys an dessen Frau Emma. Quedenfeldt war eine Schlüsselfigur in der Düsseldorfer Szene der Jahre 1919/1920, in seinem Haus hatte sich der "Aktivistenbund 1919" gegründet, eine Gruppe von linksgerichteten Schriftstellern, Intellektuellen und Künstlern, die auch Kontakte zu Köln pflegten wie zu "Stupid" und Franz Wilhelm Seiwert. Bei Quedenfeldts gründete sich auch 1920 das gleichnamige Avantgardeblatt, in dem "sich Gert H. Wollheim mit anarchischer Verve für die Neuformulierung der Aufgabe des Künstlers in der Gesellschaft einsetzte." (Dirk Teuber, Gert H. Wollheim und Max Ernst, in: Stephan von Wiese, Gert H. Wollheim, Monographie und Werkverzeichnis, Köln 1993, S. 26).
Wollheim gibt sich vorliegend entsprechend kämpferisch, geradezu heftig deklamierend. Hinter ihm ist eine nachdenklich lauschende Johanna Ey (?) zu entdecken, trägt das Bildnis doch ihre weichen, gerundeten Züge. In ihren Räumen, im legendären "Ey" am Hindenburgwall in Düsseldorf, war es am 9. Juli 1920 zu einem turbulenten, berühmt gewordenen Volksauflauf gekommen, als der agitierende Künstler einen flammenden Vortrag gegen die Akademie und die künstlerische Reaktion hielt. Im Publikum soll sich damals auch Max Ernst befunden haben, der seitdem zum Kreis um die Mutter Ey gehörte und 1921 bei ihr ausstellte. Die Einflüsse und Anregungen in dieser Zeit waren vielfältige, manche künstlerischen Entwicklungen schienen für eine kurze Zeit parallel zu verlaufen, so dass man gerade in Bezug auf die Bedeutung des "Dadamax" für Düsseldorf von einem "Protosurrealismus" bei Wollheim sprechen konnte, ohne dass eine persönliche Verbindung direkt nachgewiesen werden kann.

Provenienz

Aus dem Nachlass von Erwin Quedenfeldt; Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Ausstellung

Bonn 2000 (August Macke Haus), Gert H. Wollheim. Phantast und Rebell, Kat. Nr. 27 mit Farbabb.