Lot 258 Nα

Das farbintensive Aquarell „Watercolor N° 2“, datiert auf August 1946, gehört zu den letzten Werken, die László Moholy-Nagy geschaffen hat. Seit 1938 lebte der Künstler in Chicago, wo er erst das New Bauhaus und dann die von ihm in der Nachfolge gegründete School of Design leitete. Gesundheitliche Probleme schränkten ihn seit Ende 1944 in seiner Tätigkeit als Künstler und Lehrer stark ein. Infolge dessen begann er, auf verhältnismäßig kleinen Formaten zu zeichnen und zu aquarellieren.
„Ideen tauchten auf, verschwanden, kamen in neuen Konstellationen zurück. Wie ein Virtuose, der alle Möglichkeiten seines Instrumentes zu beherrschen gelernt hat, konnte Moholy frei mit den Grundelementen seiner Kunst spielen.“ (Sybil Moholy-Nagy, in: László Moholy-Nagy. Farbige Zeichnungen 1941-1946, Ausst. Kat. Bauhaus-Archiv, Berlin 1972, o. S.). Er komponierte aus Farbflächen, Linien, Rahmen und Strukturen einen bildnerischen Mikrokosmos, der, obwohl gänzlich abstrakt, motivische Anklänge an die schwerwiegenden Themen aufweist, mit denen sich Moholy-Nagy auseinanderzusetzen hatte. Er war tief erschüttert über die Gräuel des II. Weltkrieges, der ab Anfang der 1940er Jahre auch im amerikanischen Exil zur Lebenswirklichkeit wurde. Gleichzeitig kämpfte er gegen seine Leukämie-Erkrankung an, die er durch ein intensives Interesse an den wissenschaftlichen hämatologischen Details zu verarbeiten versuchte. Der überwältigenden Dramatik und Düsternis dieser Themen zum Trotz strahlen die Arbeiten dieser letzten Jahre in ihrer harmonischen Farbigkeit und den in sich selbst zurückgezogenen Kompositionen eine heitere Ruhe aus.