Seltenes Koppchen mit Untertasse aus dem "Campoflorido"-Service - image-1

Lot 669 Dα

Seltenes Koppchen mit Untertasse aus dem "Campoflorido"-Service

Auktion 1159 - Übersicht Köln
13.11.2020, 09:30 - Kunstgewerbe inkl. Sammlung Renate und Tono Dreßen
Schätzpreis: 3.000 € - 4.000 €
Ergebnis: 2.500 € (inkl. Aufgeld)

Seltenes Koppchen mit Untertasse aus dem "Campoflorido"-Service

Porzellan, polychromer Emaildekor, Vergoldung. Auf der Schauseite des Koppchens und im Spiegel der UT das prächtige bekrönte Wappen, gehalten von zwei Löwen, auf einer gold konturierten Konsole. Umlaufende feinste Kauffahrteiszenen über eisenrotem Doppelring. Die UT mit gestreuten indianischen Blumen, auch auf der Unterseite. Blaumarke Schwerter, Dreherzeichen drei Kreise für Gottfried Seydel (Koppchen) und zwei Sterne für Christian Meynert. Retuschierte und erneut blätternde Randvergoldung. H 4,5, D 7,8 UT D 13,1 cm.
Meissen, um 1739, der Dekor Christian Friedrich Herold, zugeschrieben.

Das Wappen wurde von Dieter Hoffmeister noch 1999 als Mauro d´Aversa publiziert. Maureen Cassidy-Geiger fand heraus, dass es sich um das Service für den gebürtigen Sizilianer Don Luigi Reggio e Branciforte, Prinz von Campofiorito und Grande von Spanien (1677 - 1757), handelt. Dieser wurde 1737 zum Botschafter Spaniens in der Republik Venedig ernannt und hielt sich bis 1740 dort auf, als Kronprinz Friedrich Christian von Sachsen seine Italienreise unternahm und in Venedig logierte.

Das Kaffee- und Teeservice wurde schon vor 1740 produziert, das Speiseservice wird 1741 datiert. Prinz Campofiorito trat 1740 den Posten in Paris an, und wenige Jahre später findet seine Tischgestaltung eine begeisterte Würdigung in einem Brief des Herzogs von Luynes vom 18. August 1745, den John Whitehead entdeckte. Der Prinz gab ein Essen für die frisch entbundene Königin beider Sizilien (gebürtige Maria Amalia von Sachsen) und zum Geburtstag der Madame Infanté, Marie Louise Élisabeth de Bourbon. Zu diesem Anlass passte das prachtvolle Meissenservice hervorragend und wurde entsprechend gelobt.

Provenienz

1986 erworben bei Heinz Reichert, München.

Literaturhinweise

Ein Koppchen und Doppelhenkelbecher mit noch falscher Zuschreibung des Wappens ehemals Sammlung Hoffmeister (Bd. II, Hamburg 1999, Nr. 321 f.)
Vgl. Cassidy-Geiger, Princes and Porcelain on the Grand Tour of Italy, in: dies., Fragile Diplomacy Meissen Porcelain for European Courts, New York 2007, S. 228, fig. 10-41, eine Wärmeglocke aus einem etwas anders gestalteten Tafelservice, gleichfalls ehemals Sammlung Hoffmeister.