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Lot 55 Dα

Paula Modersohn-Becker - Landschaft mit Birkenweg im Herbst

Auktion 1187 - Übersicht Köln
03.12.2021, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 81.250 € (inkl. Aufgeld)

Paula Modersohn-Becker

Landschaft mit Birkenweg im Herbst
Um 1900

Öl auf Malkarton 40,3 x 53,8 cm Gerahmt. Rückseitig mit einer sehr stark verblassten, unleserlich gewordenen Bestätigung von Otto Modersohn sowie bezeichnet "Worpswede Sept. 1923" und "L H HB"[?]. - In guter, farbfrischer Erhaltung.

Die Worpsweder Landschaft ist geprägt von dem Braun des Moores, dem Grünbraun des Heidekrautes, von windzerzausten Bäumen und einem hohen Himmel. In dieser kargen Umgebung, die der Bevölkerung nur ein bescheidenes, von schwerer Arbeit bestimmtes Auskommen bot, lebte Paula Modersohn-Becker, nachdem sie sich 1898 der dortigen Künstlerkolonie um ihren Lehrer Fritz Mackensen, Hans am Ende, Heinrich Vogeler und ihren späteren Ehemann Otto Modersohn angeschlossen hatte. Ebenso wie ihre männlichen Künstlerkollegen fand sie in der herben Schönheit der Landschaft und der einfachen Existenz ihrer Bewohner eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Von Beginn an suchte die Künstlerin nach einer eigenständigen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeit, die gradlinig und unsentimental größtmögliche Wahrhaftigkeit anstrebte. Sie entwickelte eine reduzierte, flächige Malweise, die sich auf die wesentlichen Bildaussagen konzentrierte. Diese stand ganz im Einklang mit dem spröden Wesen der Worpsweder Natur und verwies darüber hinaus auch auf die neuen Ideen der künstlerischen Avantgarde.
Über der von Brauntönen dominierten Landschaft erhebt sich hier ein zartblauer Himmel zwischen vom Wind aufgerissenen Wolken. Ein Feldweg beschreibt inmitten der Heideflächen eine sanfte Biegung, er wird von jungen Birken mit herbstlich verfärbtem Laub gesäumt. Die filigran aufstrebenden Stämmchen stehen im Fokus des malerischen Interesses, während die sich bis zum Horizont erstreckende Ebene summarisch geschildert wird. Erdgebundene Schwere und optimistische Leichtigkeit halten sich in diesem um 1900 entstandenen Werk die Waage und können sinnbildlich für den Verlauf gesehen werden, den die künstlerische Entwicklung Paula Modersohn-Beckers in den folgenden Jahren nahm.

Werkverzeichnis

Busch/Werner 133; Verzeichnis Otto Modersohn (1921) 121

Provenienz

Nachlass der Künstlerin; Privatbesitz Bremen (1923); Worpsweder Kunsthalle Friedrich Netzel, Worpswede; Dr. Ernst Hauswedell, Hamburg, 1968, Auktion 160, Lot 898; Privatbesitz Berlin (um 1970); Leo Spik, Berlin, 1992, Auktion 562, Lot 226; Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen/Berlin, dort 1992 erworben; Privatsammlung Berlin

Ausstellung

1992/1993 Berlin/Bremen (Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner), Paula Modersohn-Becker. Gemälde, Zeichnungen, Graphik, Kat. Nr. 6 mit Farbabb.