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Lot 8 Dα

August Macke - Sonniger Garten

Auktion 1187 - Übersicht Köln
03.12.2021, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 300.000 € - 400.000 €
Ergebnis: 425.000 € (inkl. Aufgeld)

August Macke

Sonniger Garten
1908

Öl auf Leinwand 50,8 x 66 cm Gerahmt. In der unteren Bildpartie rechts der Mitte grau signiert 'A Macke 08' (ligiert). Rückseitig schwarz signiert und datiert 'Aug. Macke. 1908.' sowie auf der Leinwand und der rechten Keilrahmenleiste zweifach mit dem ovalförmigen Stempel "Nachlass AUGUST MACKE" (Lugt 1775b) versehen.

„Sonniger Garten“ ist ein bedeutendes Gemälde aus einer wichtigen Phase in August Mackes früher Schaffenszeit. Es entstand 1908, einem für den Künstler ereignisreichen und zukunftsweisenden Jahr. Im Frühjahr bereiste er zusammen mit seiner späteren Verlobten Elisabeth Gerhardt und deren Familie Italien, wo er sich mit der Kunst der Früh- und Hochrenaissance beschäftigte. Gemeinsam mit Elisabeth und deren Onkel Bernhard Koehler, der zu einem wichtigen Förderer Mackes geworden war, unternahm er im Sommer seine zweite Reise nach Paris. In den Galerien von Bernheim-Jeune, Durand-Ruel und Vollard hatte er die Möglichkeit, herausragende Werke der Pointillisten und Impressionisten zu sehen. Seit seiner ersten Paris-Reise 1907 beeinflussten ihn die französischen Künstler sehr, insbesondere Paul Cézanne wurde ein über die Maßen bewundertes Vorbild. Macke strebte danach, das moderne Lebensgefühl in seiner farbigen Vielfalt und Bewegung einzufangen. „In den toten Winkeln alter Zeiten finde ich nicht mehr das Leben, unser Leben, dieses Farbenglühen unserer Himmel, Häuser und Boulevards“, schrieb er 1907 an Elisabeth (zit. nach: August Macke ganz privat, Ausst.Kat. Kunsthaus Stade/Städt. Museen Freiburg/August Macke Haus Bonn 2009-2011, S. 38).
Die in Paris gesehene impressionistische, atmosphärisch-zarte Malweise fand Eingang in sein Werk, worüber dieses Gemälde eindrucksvoll Zeugnis ablegt. Es zeigt den Garten der Familie Gerhardt an einem hellen Sommertag. Über den hohen Zaun, der die sorgsam gepflegte Gartenanlage einfasst, wird der Blick über das ländlich geprägte Umfeld weitergeführt bis zu dem erhöht gelegenen Gebäudeensemble der damaligen „Königlichen Universitätsklinik für Psychische- und Nervenkranke“ (heute LVR-Klinik).
Die Malerei ist von Licht förmlich durchdrungen, das Laub der Bäume und Sträucher wirft von zarten Farben erfüllte Schatten. Bei der Dame in dunklem Kleid und Hut, die sich auf der Rasenfläche niedergelassen hat, handelt es sich sicherlich um Elisabeth Gerhardt. Macke legte ihre Figur in einer durchlässigen Struktur aus offenen Strichlagen an, womit er zugleich die zarten Lichtflecken erfasst, die das Sonnenlicht auf ihre Gestalt zeichnet.
Mit Elisabeth verlobte sich Macke an Weihnachten 1908, nachdem er im Oktober dieses bewegten Jahres seine einjährige Militärzeit antreten musste. Bereits lange vor ihrer Verlobung ging der Künstler bei der gastfreundlichen Familie Gerhardt ein und aus, ihr Garten war beliebter Ort des familiären Zusammenseins. Das Paar heiratete im Oktober 1909. Nachdem sie 1910 von ihrem langen Aufenthalt am Tegernsee, wo der gemeinsame Sohn Walter geboren worden war, nach Bonn zurückkehrten, überließen die Gerhardts der jungen Familie ein Haus auf ihren Ländereien als Wohn- und Atelierhaus, das heutige August Macke Haus. Der familiäre Garten sollte auch weiterhin eine wichtige Rolle im Leben und im Oeuvre August Mackes spielen, wie eine Reihe von 1911/1912 entstandenen Gartenbildern belegt.
Als eines der frühesten Gartenbilder kommt dem hier angebotenen herausragenden Werk eine besondere Bedeutung zu, es wurde vielfach prominent ausgestellt.

Werkverzeichnis

Heiderich 95, Vriesen 71

Provenienz

Nachlass des Künstlers; Privatbesitz (1957); Hauswedell & Nolte Hamburg, Auktion 6.-8. Juni 1973, Lot 1133; Privatbesitz; Christie's London, German & Austrian Art, 17. Oktober 2000, Lot 36; Sammlung Corboud, Dauerleihgabe im Wallraf-Richartz-Museum - Fondation Corboud, Köln (mit rückseitigem Rahmenetikett)

Literaturhinweise

Gustav Vriesen, Der Maler August Macke, in: Westfalen, Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde, 30. Bd., H.1, Münster 1952, S. 37/49, mit Abb. Nr. 20, S. 35; Walter Holzhausen, August Macke, München 1956, S. 13; Peter Selz, German Expressionist Painting, Berkeley/Los Angeles/London 1957, mit Abb. Nr. 86, S. 207; Wolfgang Macke, August Mackes Bonner Zeit, in: Bonner Geschichtsblätter, Bd. 21, Bonn 1967, S. 165; Ernst-Gerhard Güse, August Macke, der Impressionismus und die Fauves. Ein Beitrag zu Mackes Rezeption französischer Malerei, in Aust. Kat. August Macke, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Westfälisches Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte Münster/Städtisches Kunstmuseum Bonn/Städtische Galerie im Lenbachhaus München 1986/1987, S. 27 f mit Abb. Nr. 13; Andreas Pohlmann, August Macke und Bonn. Eine Stadt im Wandel, künstlerischer Anschauung, in: Schriftenreihe Verein August Macke Haus Bonn Nr. 7, Bonn 1993 mit Abb. 18, S. 50; Ausst. Kat. August Macke: Blickfänge in und um sein Bonner Haus, August Macke Haus Bonn 2001, Kat. Nr. 52 mit Abb. S. 159

Ausstellung

Frankfurt 1920 (Kunstverein), Gedächtnis-Ausstellung August Macke, Kat. Nr. 4; Wiesbaden 1920 (Neues Museum & Nassauischer Kunstverein), Gedächtnis-Ausstellung August Macke, Kat. Nr. 4; Basel 1936 (Kunsthalle), Paula Modersohn-Becker – August Macke, Kat. Nr. 67 (mit rückseitigem Ausstellungsetikett); Bonn 1947 (Die Brücke), August Macke, Kat. Nr. 1; Köln 1947 (Museen der Stadt Köln in der Alten Universität), August Macke, Gedächtnisausstellung, Kat. Nr. 5; Trier 1947 (Werkschule), August Macke – Gedächtnisausstellung, Kat. Nr. 1; Aachen 1948 (Suermondt-Museum), Gedächtnisausstellung des Museumsvereins, Kat. Nr. 2; Oldenburg 1948/1949 (Kunstverein), August Macke, Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, Kat. Nr. 1; Bochum 1949 (Richard-Baltz-Haus), August Macke Gedächtnisausstellung, Kat. Nr. 1; Dortmund 1949 (Museum am Ostwall), August Macke Gedächtnisausstellung, Kat. Nr. 1; Duisburg 1949 (Städtisches Kunstmuseum), August Macke, Kat. Nr. 1; Hannover 1951 (Kunstverein), Blumen und Gärten in der Malerei, Kat. Nr. 171; Meschede 1951 (Landratsamt), August Macke, Gedächtnis-Ausstellung, Kat. Nr. 3; New York 1952 (Fine Arts Associates, Otto M. Gerson), August Macke, Kat. Nr. 1; Den Haag 1953/1954 (Gemeentemuseum), August Macke, Kat. Nr. 2 (mit rückseitigem Ausstellungsetikett); Braunschweig 1954 (Kunstverein), August Macke, Kat. Nr. 6 mit Abb.; Münster 1957 (Westfälischer Kunstverein/Westfälische Wilhelms-Universität/Westfälisches Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte), August Macke – Gedenkausstellung zum 70. Geburtstag, Kat. Nr. 4; München 1962 (Städtische Galerie im Lenbachhaus), August Macke, Kat. Nr. 23 mit Abb.; Florenz 1964 (XXVII Maggio Musicale Fiorentino, Palazzo Strozzi), L’Espressionismo pittura scultura architettura, Kat. Nr. 353 (mit rückseitigem Ausstellungsetikett); Hamburg/Frankfurt 1968/1969 (Kunstverein/Kunstverein), August Macke, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Kat. Nr. 7 mit Abb. 31; Köln 2001 (Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud), Miracle de la couleur, S. 452; Rotterdam 2003 (Kunsthal), Miracle de la couleur – Meesterwerken uit de Fondation Corboud (mit rückseitigem Rahmenetikett)