Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt - Die Beweinung Christi - image-1

Lot 2005 Dα

Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt - Die Beweinung Christi

Auktion 1221 - Übersicht Köln
20.05.2023, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 200.000 € - 250.000 €
Ergebnis: 453.600 € (inkl. Aufgeld)

Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt

Die Beweinung Christi
Um 1540

Öl auf Holz. 48,4 x 73,1 cm.
Signiert oben rechts: Schlangensignet mit liegenden Flügeln.

Der Leichnam Christi ist auf ein weißes Tuch gebettet. Sein Oberkörper wird von Johannes am linken Bildrand gestützt. Maria Magdalena kniet in der Mitte und küsst die linke Hand Christi. Hinter ihr trauern vier weinende Frauen mit weißen Schleiern. Davor und Christus am nächsten kniet Maria. Am rechten Bildrand befinden sich Joseph von Arimathäa und Nikodemus. Der eine hält die Dornenkrone, der andere ein weißes Tuch, in dessen Schlinge die Beine Christi ruhen.

Über mehr als drei Jahrzehnte haben die Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. und auch dessen Mitarbeiter nach dem Ausscheiden aus dem Wittenberger Betrieb das Thema der Beweinung Christi in zahlreichen Variationen realisiert. Laut Prof. Dr. Gunnar Heydenreich sind ausgehend von dem Holzschnitt aus dem Jahr 1509 heute noch etwa 15 Gemälde bekannt (Untersuchungsbericht CICS, Köln, 31.03.2023).

Vorliegende "Beweinung Christi" wurde bereits im Jahr 2004 über das Kunsthaus Lempertz verkauft als ein spätes Werk des älteren Cranach, entstanden in Zusammenarbeit mit seinem Sohn. Seitdem befand sich das Gemälde in Privatbesitz. Als es 1935 im Kölner Diözesanmuseum erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, feierte die Presse das bis dahin gänzlich unbekannte Werk Cranachs geradezu enthusiasitsch: "Das Bild überwältigt mit dem großartigen Schwung seiner Komposition ebenso wie es mit der subtilen Köstlichkeit seiner Malkultur entzückt (...) Das für die Kunstwelt neuentdeckte Werk darf der staunenden und bewundernden Anteilnahme der Kunstfreunde sicher sein (...)".

Dr. Dieter Koepplin, der die „Beweinung“ in Basel untersucht hat, betont die hohe Qualität des Gemäldes. In einem Brief von 1989 an den damaligen Eigentümer hält er das Werk für ein „eigenhändig ausgeführtes Werk von Lukas Cranach d. Ä. oder (eher) d. J. um 1550“ (siehe auch Notiz im Koepplin-Archiv). Die Pinselschrift sei „frisch, oft erstaunlich unbekümmert, expressiv und sicher." Laut Koepplin sei eine Unterscheidung der Werke des Vaters und des Sohnes für die Zeit um 1550 kaum mit Zuverlässigkeit möglich.

Eine im März 2023 erfolgte kunsttechnologische Untersuchung der Tafel durch Prof. Dr. Gunnar Heydenreich, CICS, TH Köln, half die Zuschreibungsfrage zu klären. „Wesentliche Merkmale des Bildträgers und der Grundierung, die Unterzeichnung, die Malmaterialien und die Maltechnik (...) entsprechen den charakteristischen Praktiken in der Wittenberger Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. zwischen ca. 1540 und 1550.“ Dies läßt den Schluß zu, dass „dieses Werk um 1540 in der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. entstanden“ ist (Untersuchungsbericht CICS, Köln, 31.03.2023). Eine Mitarbeit des jüngeren Cranach ist laut Bericht aufgrund verschiedener Kriterien auszuschließen: die „Modellierung des Inkarnats“, „die Form des Signets“, die sich unterscheidet „von der, die Cranach der Jüngere nach 1553 anwendet und für die es bereits auf Gemälden aus den 1540er Jahren einige Beispiele gibt.“ Die „hervorragende Qualität“ des Gemäldes „erreicht allerdings insgesamt nicht die Meisterschaft, mit der Lucas Cranach der Ältere z. B. die „Beweinung Christi“ (1538) in Boston und weitere Werke realisierte. Möglicherweise entstand das Bild arbeitsteilig.“ Von einer Mitarbeit der Werkstatt ist daher trotz der qualitätvollen Malerei auszugehen. Im Cranach Digital Archive ist das Gemälde mit der Nummer PRIVATE_NONE-P271 gelistet.

Zertifikat

Dr. Gunnar Heydenreich, Diana Blumenroth, CICS, TH Köln, Untersuchungsbericht 31. März 2023.

Provenienz

Rheinische Privatsammlung. - Schweizer Privatsammlung. - Auktion Lempertz, Köln, 22.05.2004, Lot 1033. - Seitdem in Privatbesitz, Estland.

Ausstellung

Diözesanmuseum Köln, 1935.