Joseph Beuys - Wechselstromaggregat - image-1

Lot 331 D

Joseph Beuys - Wechselstromaggregat

Auktion 1224 - Übersicht Köln
07.06.2023, 14:00 - Day Sale - Moderne Kunst
Schätzpreis: 20.000 € - 25.000 €
Ergebnis: 42.840 € (inkl. Aufgeld)

Joseph Beuys

Wechselstromaggregat
1968

Öl (Braunkreuz) und Bleistift auf Pappkarton mit zwei runden Fettballen. Ca. 22 x 46,5 x 24,5 cm. Seitlich am Karton signiert und beschriftet 'dies ist der Originalzustand Joseph Beuys'. Seitlich im Karton signiert, datiert, betitelt und beschriftet sowie mit Widmung 'für den lieben Bazon von seinem Joseph 14.10.1968 Don Eisele ... das Wechselstromaggregat 1,5 min - lass den Flug noch weitergehen'. - Mit Atelier- und leichten Altersspuren.

Joseph Beuys gilt heute als einer der bedeutendsten Künstler der Nachkriegszeit. Die Besonderheit seines Werkes besteht in seinem künstlerischen Anliegen, eine Synthese von Kunst und Leben zu entwickeln. Von der Bildhauerei kommend, erarbeitete er in diesem Sinne Werke, die mit dem Kunstbegriff "Soziale Plastik" bezeichnet werden. Dementsprechend engagierte Beuys sich auch politisch, verstand die Politik aber nur als Teil eines umfassenden Kunstbegriffs.
Für die angebotene Arbeit "Wechselstromaggregat" verwendete Beuys Materialien des täglichen Lebens, die bis dahin nicht kunstwürdig waren. Ihre unverbrauchte Aussagekraft und ihren Symbolgehalt nutzte er, um seine Ideen vom Senden und Empfangen, vom Energiefluss und von Energiespeicherung aus dem Objekt heraus anschaulich zu machen (Andreas Kaernbach auf https://www.bundestag.de/besuche/kunst/kuenstler/beuys/beuys-199208). Für „Wechselstromaggregat“ verwendete Beuys einen hohen Pappkarton, in dessen Mitte er zwei Fettklumpen parallel zueinander platzierte. Der Funktion eines Stromgenerators folgend, schrieb er auf den einen mit Braunkreuz ein Pluszeichen, während er auf den anderen ein Minuszeichen setzte. In der Kombination aller Materialien ist „Wechselstromaggregat“ im Kontext von Beuys‘ sozial- und umweltpolitisch kritischen Haltung zu sehen. Als Teil einer ehemals groß angelegten Performance symbolisierte die Installation die Hoffnung, dass sich die Dualismen Ost und West, beziehungsweise Mystizismus und Materialismus, mittels der Kunst vereinen würden.
Beuys widmete die Arbeit dem „lieben Bazon [Brock]“, dem 1936 geborenen ehemaligen Professor für Ästhetik und Kunsttheorie an der Bergischen Universität Wuppertal. Als wortstarker Vertreter der Fluxus-Bewegung hatte er gemeinsam mit Beuys an künstlerischen Aktionen und Happenings teilgenommen.
Donn Eisele, amerikanischer Astronaut und Pilot, startete am 11. Oktober 1968 mit Apollo 7 zum ersten bemannten Raumflug ins All.

Provenienz

Privatsammlung, Rheinland-Pfalz

Ausstellung

Düsseldorf 1992 (Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen), Joseph Beuys, Natur, Materie, Form, Ausst.Kat.Nr.372 mit Abb.