Hahnenkanne mit Deckel und Hasenknauf - image-1

Lot 609 Dα

Hahnenkanne mit Deckel und Hasenknauf

Auktion 1244 - Übersicht Köln
15.05.2024, 10:00 - Silber Porzellan Keramik
Schätzpreis: 8.000 € - 10.000 €
Gebot

Hahnenkanne mit Deckel und Hasenknauf

Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Vollplastischer hockender, äußerst fein staffierter Vogel als Teekanne mit vorgestrecktem Kopf, der Schnabel zum Ausguss geöffnet. Die Schwanzfedern zum Griff gebogen. Glasur und Vergoldung in Stellen berieben. H 7,5, L 19 cm.
Meissen, um 1735, das Modell von Johann Joachim Kaendler.

Auch für diese außergewöhnliche Teekanne gibt es ein chinesisches Vorbild: eine Wein- oder Teekanne aus rotem Yixing-Steinzeug, die schon im 17. Jahrhundert produziert wurde. Der Hahn ist eine deutsche Interpretion des Fenghuang, Phönix, des heiligen Feuervogels der chinesischen Mythologie.
Das Modell wird allgemein mit dem im Arbeitsbericht Kaendlers vom Mai 1734 beschriebenen identifiziert: "Ebenfalls ist noch zu einem Thee Pot ein Hahn gefertiget worden von mittel mäßiger Größe wo ebenfalls der Thee zum Schnabel heraus läuffet. Der Schwantz ist so beschaffen dass man den Hahn dabey gut in die Höhe heben kann und daraus einschencken." Allerdings ist das Gegenstück eine Henne mit Küken, so dass man davon ausgehen kann, dass es sich dort um die Kannen in Form von zwei Bantam-Hühnern handelt. Auch Ulrich Pietsch bezweifelte 2010 diese Zuschreibung und kam zu der Schlussfolgerung, dass es sich um "eine wohl gleichzeitig entstandene Variante" handelt (S. 278).

Provenienz

Deutsche Privatsammlung, erworben bei Röbbig, München.

Literaturhinweise

Vgl. Pietsch, Die Arbeitsberichte des Meissener Porzellanmodelleurs Johann Joachim Kaendler 1706 - 1775, Leipzig 2002, S. 24.
Vgl. Pietsch, Passion for Meissen. Sammlung Said und Roswitha Marouf, Stuttgart 2010, Kat. Nr. 137.
Ein weiteres Exemplar aus der Sammlung Jahn verst. Lempertz Köln Auktion 641 am 12. Juni 1989, Lot 106.