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Lot 93 D

Eduardo Chillida - Gravitación

Auktion 930 - Übersicht Köln
05.12.2008, 00:00 - Zeitgenössische Kunst und Photographie
Schätzpreis: 120.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 144.000 € (inkl. Aufgeld)

Eduardo Chillida

Gravitación
1989

Chinatusche auf faserhaltigem grobstrukturierten Japanpapier. 120 x 90 cm.

Mit seinen "reliefhaften Papierobjekten", den Gravitationen, erreicht Chillida "die größte Nähe von Skulptur und Graphik. Der Künstler legt meist zwei, bisweilen drei Papiere übereinander, schneidet geometrisierende Formen aus, schwärzt andere mit Tusche ein. Doch sind es keineswegs einfache Collagen. Chillida klebt die Papiere nicht aufeinander; er vernäht sie vielmehr an wenigen Stellen mit kräftiger Kordel. Zudem läßt Chillida diese Objekte an langen Schnüren baumeln. Er wählt für diese Gestaltungen vielfach schwere Büttenpapiere, die in sich stark gewellt und strukturiert sind. Chillida akzeptiert dabei bewußt die jeweilige Eigenart, den 'Widerstand' des Papieres und prononciert sie durch seine kalkuliert eingesetzte Gestaltung sogar noch. Aber nicht nur der Charakter und damit die materialspezifische 'Widerständigkeit' verschiedener Papiersorten werden thematisiert. Erneut greift der Künstler das Problem des Raumes auf. Indem die Objekte frei vor der Wand hängen, ist es nicht mehr der suggerierte Raum, der nur in der Vorstellung entsteht. [...] Es ist tatsächlicher Raum, der zwischen dem Objekt und der Rückwand und zudem zwischen den einzelnen, gewölbten Papierlagen des Objektes selbst existiert. [...] Entscheidend ist, daß Chillida das Papier jedoch nicht skulptural behandelt. Der Raum dieser Arbeiten entsteht wesentlich mit graphischen Mitteln. Doch bleibt die Sphäre des Unentdeckten auch diesmal gewahrt; der entstehende Raum zwischen den Papierlagen ist eher zu erahnen als wirklich sichtbar. Nur das Spiel der Schatten, die bei wechselndem Licht die Ränder der Papiere säumen, deutet auf ihn hin. Letzlich sind die 'Gravitations' jedoch, wie schon ihr Name nahelegt, graphische Synonyme für die Schwerkraft selbst. Je nach Gestaltung wirken sie massig, massiv oder schwebend, leicht. Das Papierobjekt bestimmt sich gleichsam in direktem Dialog mit der Erdanziehungskraft und symbolisiert damit seine Aufgehobenheit in den Naturgesetzen. Mit den 'Gravitations' gelingt es Chillida auf eindrucksvolle Weise, die Zusammenhänge von Natur und Kunst, ihre gemeinsame Gesetzmäßigkeit und ihre gemeinsame Schönheit zu veranschaulichen." (Wolfgang Holler, Zu Eduardo Chillidas graphische Werk, in: Eduardo Chillida, Staatliche Graphische Sammlung, München 1990, S.20).

Provenienz

Dauerleihgabe Landesmuseum Mainz; Privatsammlung, Deutschland