Lot 83 D

Zu unrecht vergessen und wenig bekannt ist die Malerei Bernhard Hoetgers, denn sie leistete einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der modernen Kunst nach der Jahrhundertwende in Deutschland. Wo rückwärts gewandte Temperamente wie die klassischen Worpsweder Maler noch dem Realismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts huldigten, wuchsen gerade auch in Worpswede Talente auf, die mit ihrer Kunst mehr als nur abbilden wollten. Paula Modersohn-Becker, früh verstorben, konnte ihren lebendigen Dialog mit der Pariser Avantgarde und Malkultur nicht vollenden, und Bernhard Hoetger kam durch die Vielseitigkeit seiner Begabungen nicht dazu, konzentriert ein geschlossenes malerisches Oeuvre zu hinterlassen. Seine Bilder, oft in Familienbesitz - wie auch das vorliegende - zurückgehalten, belegen eine intensive Auseinandersetzung mit den künstlerischen Tendenzen seiner Zeit. Er kombinierte Landschaft und Architektur als reduziert dargestellte Bildelemente in einer Komposition kontrastreicher Weiß-Rot- und Grün-Blau-Töne, die mit heftigen breiten Pinselstrichen einen expressiven, dynamisch aufgeladenen Realismus zeigen, wie man das zu seiner Zeit selten fand. Ihm ging es "... um Farbakkorde, die das Geistige der Landschaft, ihre herrliche Größe [...] umfassen", wie er in einem Brief vom 26.10.1936 an den amerikanischen Journalisten Bruce Lockwood schrieb (zit. nach: Ausst. Kat. Bernhard Hoetger, Skulptur, Malerei, Design, Architektur, Bremen/Wuppertal/Berlin und Darmstadt 1998/1999, S. 89).