Jan Brueghel d. Ä. - SCHLOSS MARIEMONT MIT ERZHERZOG ALBRECHT UND ISABELLA - image-1

Lot 1030 Dα

Jan Brueghel d. Ä. - SCHLOSS MARIEMONT MIT ERZHERZOG ALBRECHT UND ISABELLA

Auktion 947 - Übersicht Köln
21.11.2009, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 130.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 156.000 € (inkl. Aufgeld)

Jan Brueghel d. Ä.

SCHLOSS MARIEMONT MIT ERZHERZOG ALBRECHT UND ISABELLA

Öl auf Kupfer. 9,4 x 14,8 cm.
B... 1611.

Bei dieser kleinen Kupfertafel von Jan Brueghel d. Ä. handelt es sich um eine Landschaft mit Schloss Mariemont aus dem Jahr 1611, von der sich eine weitere Fassung in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen befindet (Inv.-Nr. 1893; vgl. Klaus Ertz: Jan Brueghel der Ältere, Köln 1979, S. 597, Nr. 238 sowie Konrad Renger u. Claudia Denk: Flämische Malerei des Barock in der Alten Pinakothek, Köln 2002, S. 126f). Die Tafel wird von Klaus Ertz in den in Vorbereitung befindlichen dritten Band des Gesamtwerkverzeichnisses als eigenhändiges Werk Jan Brueghel d. Ä. unter der Nummer 557a aufgenommen werden.
Dargestellt ist eine weite Landschaft mit dem südlich von Brüssel gelegenen Schloss Mariemont, das links zwischen schlanken hohen Bäumen zu sehen ist. Bei der Figurenstaffage im Vordergrund handelt es sich um Erzherzog Albrecht von Österreich und seine Gemahlin Isabella von Spanien und Portugal, die mit ihrem Gefolge das Schloss verlassen und dabei von der Landbevölkerung begrüßt werden. Schloss Mariemont wurde von Albrecht und Isabella zwischen 1600 und 1608 errichtet, nachdem der ursprüngliche Bau Maria von Ungarns aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zerstört worden war. Ab 1611 wurde Jan Brueghel beauftragt, das Schloss zu malen, unter diesen Ansichten des Schlosses finden sich mittel- und großformatige Gemälde wie auch kleine Kabinettbilder. Jan Brueghels Darstellungen des Schlosses sind topografisch derart präzise, dass der jeweilige Standort des Malers sowie die Bauphasen der Schlossanlage rekonstruiert werden können. Unsere Tafel zeigt den Blick von Norden auf die Hauptfassade, das Hauptportal und den Wirtschaftstrakt zur Rechten. Noch fehlen die Ecktürme, die später ergänzt wurden, wie auch die großzügigen Gärten und Alleen, die auf späteren Ansichten zu sehen sind (vgl. Ertz 1979, S. 157-163).
Trotz des kleinen Formats hatte diese Ansicht von Schloss Mariemont eine eminent politische Funktion. Sie diente der topographischen Repräsentation und der Legitimation der Herrschaft Albrechts und Isabellas über die südlichen Niederlande. Das Territorium wurde vom Fürstenpaar seit 1599 als souveränes Fürstentum regiert (Isabella hatte das Territorium von ihrem Vater, König Philipp II., als Mitgift erhalten), diese Herrschaft galt es, durch Ansichten von Schlössern wie Mariemont und Tervuren bildlich zu repräsentieren. Auf den Aspekt der Herrschaftslegitimation deutet in unserer Tafel die Anwesenheit der Landbevölkerung, die Albrecht und Isabella grüßen. Die Volksnähe von Isabella und Albrecht einerseits sowie die Zuneigung der Untertanen zu ihnen anderseits waren zentrale Topoi der Herrschaftsikonografie des Fürstenpaares, worauf in Bezug auf die Bauernfeste Jan Brueghels (in denen Albrecht und Isabella dargestellt sind) hingewiesen worden ist (vgl. dazu Claudia Banz: Höfisches Mäzenatentum in Brüssel. Kardinal Antoine Perrenot de Granvelle (1517-1586) und die Erzherzöge Albrecht (1559-1621) und Isabella (1566-1633), Berlin 2000, S. 132f).
Die Ansichten von Schloss Mariemont stellten wohl Geschenke dar, die vom Brüsseler Hof in Auftrag gegeben wurden, womit sich die Existenz von mehreren Fassungen erklären lässt. Sie entstanden zu einer Zeit, als Albrecht und Isabella nach dem Abschluss des Zwölfjährigen Waffenstillstandes mit den nördlichen Provinzen ein prachtvolles Mäzenatentum begannen und Künstler wie Peter Paul Rubens und Jan Brueghel mit zahlreichen Aufträgen bedacht wurden.

Zertifikat

Klaus Ertz, Lingen, 5.2.2009.