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Lot 470 D

Konrad Klapheck - Die Erben

Auktion 948 - Übersicht Köln
05.12.2009, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 198.000 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 68 x 52 cm, gerahmt. Rückseitig auf dem Staubkarton signiert und betitelt Klapheck "Die Erben" sowie beschriftet.

„Es sei nicht bestritten, dass in dieser weitgehenden Abstraktion Klaphek einige vorzügliche Bilder gelungen sind, die in ihrer rätselhaften Magie seinen ersten Maschinen in nichts nachstehen: doch wenn er auf die breit und blockhaft gemalte Ziffer 1, die sich einmal von einem der unendlichen Kieselsteinstrände Tanguys (oder Ben Shans) erhebt - wie in „Die Letzten“, 1960 - , eine leere Schellenfassung legt, oder wenn von der Ziffer die Fahrradglocke, in ihrer Substanz aufgeweicht - wie in „Die Erben“, 1961 - , über den Rand hinunterzuhängen droht, als sei sie aus so weichem Stoff wie eine der Uhren Dalís in „Das Beharren der Erinnerung“, dann ist sehr viel von der Magie dieser Meister mit in Klapheks Bild eingeflossen, mehr als wir nach der Unabhängigkeit seiner Anfänge hätten erwarten wollen.“ (aus: Wieland Schmied, 1966, in: Werner Hofmann (Hg.), Konrad Klapheck, Retrospektive 1955-1985, München 1985, S.56).

ODER

„Ich hatte eine Entdeckung gemacht: Mit Hilfe der Maschine konnte ich Dinge aus mir herausziehen, die mir bis dahin unbekannt waren, sie zwang mich zur Preisgabe meiner geheimsten Wünsche und Gedanken. Systematisch schaute ich mich nun nach andere Gegenständen für meine Zwecke um. Den Bildern, die ich von 1955 bis heute in nebeneinander fortlaufenden Serien malte, liegen folgende Themen zugrunde: Schreibmaschinen, Nähmaschinen, Telephone und Sirenen, Wasserhähne und Duschen, Schuhspanner, Fahrradklingeln. Jeder dieser Gegenstände verleiht der ihm gewidmeten Bilderfolge einen besonderen Charakter. [...] Die Fahrradschelle, beladen mit Erinnerungen an das erste Fahrrad meiner Kindheit, befasst sich mit dem Leben in der Familie und in der Gemeinschaft. Sie tritt zumeist in der Mehrzahl auf, in starrem Gefüge mit ihren Kameraden verbunden, wie ein Regiment, in dessen erzwungener Ordnung unter den gleichfarbigen Uniformen so verschieden Sehnsüchte das Herz zermartern, oder wie die einförmigen Platten eines Kriegerfriedhofes, jener tristen Karikatur auf die Gemeinschaft, in die uns der Tod hineinzwingt.
Ich malte die Maschine, um etwas Besonderes zu tun, um mich auf eine unverwechselbare Weise zu verewigen. Statt dessen hat sie mich zur Erkenntnis der Vergänglichkeit geführt und mich die Unwichtigkeit meiner Person gelehrt. Soll ich ihr deshalb böse sein? Ich glaube nein, denn das Leben kennen lernen heißt es ertragen können.“ (Konrad Klaphek, 1963, in: Die Maschine und ich, in: Hannover 1966 (Kestner-Gesellschaft), Konrad Klapheck, S.18-19).

Provenienz

Galerie Rudolf Zwirner, Köln; Privatsammlung, Süddeutschland

Literaturhinweise

Werner Hofmann (Hg.), Konrad Klapheck, Retrospektive 1955-1985, München 1985, S.56 mit Abb.

Ausstellung

Brüssel 1977 (Musées Royaux des Beaux-Arts), Douze depuis 1945, Ausst.Kat.Nr.97 (mit rückseitigem Aufkleber)
Hannover 1966 (Kestner Gesellschaft), Konrad Klapheck, Ausst.Kat.Nr.64 (mit rückseitigem Aufkleber)