Lot 640 D

"Tàpies hat durchaus auch Werke realisiert, die einem hohen Grad an expliziter Eindeutigkeit im Motivischen ihre Ausstrahlung verdanken. Zu ihnen zählen etwa seine Wiedergaben so banaler Gegenstände wie Stühle, Tische, Betten, Gefäße, Eimer, Leitern, Hüte und weiterer Dinge des Alltags. Einige dieser Arbeiten, ob auf Papier notiert oder zur Bildtafel komprimiert, erfüllen abbildende Kriterien strikter, andere eher beiläufig. Wieder andere wecken nur Assoziationen zu Gegenständlichem. Greifbare Anschaulichkeit, imaginativ-abstrakte Andeutungen, Weglassungen, konkrete Elemente, sie alle können die Bildsprache als Auslöser eines evokativen Resonanzbodens unterlegt sein. [...] So ist zu beobachten, wie eine exzessive Artikulation in verwischten Zonen ihren Gegenpol hat. Alles Umrissene kann "ertränkt", in einem diffusen Umfeld fast ausgelöscht sein. Hier basiert die Suggestivkraft auf zarten Farbschleiern oder aufgerauten Oberflächen. In ihnen ist Erkennbares durch Atmosphärisches ersetzt. Dieses kann sehr wohl ein Fluidum erzeugen, das an verwitterte Wände oder an Lichtbahnen in engen, verschatteten Gassen denken läßt." (Andreas Franzke, Nichts ist gering, Papier als schöpferische Herausforderung, in: Tàpies, Werke aus Papier 1943-2003, Kunsthalle Emden, Altana Kulturforum, Bad Homburg, Ausst.Kat, S.17)