Etwas Geheimnisvolles umgibt die Kunst von Antoni Tapies, ein Rätsel, das sich nie ganz auflösen lässt – vielleicht auch deshalb nicht, weil der Künstler selbst sein Werk als unvollendet empfindet, ein Werk, das ihn zum bedeutendsten spanischen Meister des Informel macht.
(...) WeiterlesenEin Unfall brachte Antoni Tapies zur Malerei
Antoni Tapies wurde am 13. Dezember 1923 in Barcelona als Sohn eines Rechtsanwalts und der Tochter eines Buchhändlers geboren. Ursprünglich wollte er dem Vorbild seines Vaters folgen und Rechtsanwalt werden. Ein Unfall, der ihm als 17-Jähriger widerfuhr, änderte seinen Blick auf das Leben und brachte ihn zum Malen und Zeichnen. Als Künstler war Tapies zeitlebens Autodidakt, er studierte in Magazinen wie dem »D'aci i d'alla« die Werke von den großen zeitgenössischen Meistern der Moderne, darunter Wassily Kandinsky, Joan Miró oder Pablo Picasso. Nicht alle von ihnen bewunderte er: An Salvador Dalí bemängelte er, der Surrealist zeichne doch wie ein Schüler. Eine ordentliche Ausbildung zum Maler erhielt Tapies jedoch nie und vielleicht lag darin jene Rastlosigkeit begründet, die es ihm nicht erlaubte, mit seiner Kunst jemals zufrieden zu sein. Stets suchte er nach mehr, nach dem Detail, das ihm entgangen war, das er besser machen konnte – und musste.
Vom Surrealismus zum Informel
Hatte Antoni Tapies seine ersten Schritte als Künstler noch vor allem in der Nachahmung etablierter Meister wie van Gogh und vor allem seinem großen Idol Picasso gewagt, fand er bald zu seinem eigenen Stil, der teilweise stark vom Surrealismus beeinflusst war. 1950 ermöglichte ihm ein Stipendium einen Studienaufenthalt in Paris, den er zu einer regen und intensiven Beschäftigung mit der lebendigen französischen Kunstszene nutzte. Im selben Jahr konnte er in seiner Heimatstadt Barcelona seine erste Einzelausstellung durchführen. Auch wenn die Kritik Antoni Tapies als Meister der Abstraktion feierte, sah er sich selbst doch vielmehr als Realist. Mit dem bloßen Auftrag von Farbe war es bei Tapies selten getan, immer mehr löste er sich von der einfachen Malerei und ging zu der Arbeit mit festen Materialien über, fügte seinen Kunstwerken Sand, Zement und Marmorstaub bei. Auch inhaltlich gewann der Künstler immer neue Facetten hinzu, interessierte sich für Religion und Philosophie, ergänzte seine Werke um ein- und mehrdeutige Symbole. Immer wieder tauchen das A und das T auf, A für Antoni, T für Teresa – der Name seiner Frau. Viele seiner Bilder besitzen eine geradezu spirituell-meditative Ausstrahlung und laden den Betrachter ein, in ihnen zu verweilen und zu einer wohltuenden Ruhe zu kommen.
Die Kunst als unabhängige Stimme in Politik und Gesellschaft
Zu der Kunst gehörte nach Auffassung von Antoni Tapies auch die politische und gesellschaftliche Verantwortung. Diesen Grundsatz nahm er so ernst, dass er als Mitbegründer der Künstlergruppe »Dau al Set« (Würfel mit sieben Augen) unter der Franco-Diktatur zeitweise inhaftiert wurde. Die Kreativen um Tapies hatten sich zu deutlich gegen das herrschende Regime positioniert. Für seine Kunst erhielt Antoni Tapies Preise und Auszeichnungen aller Art, eine besondere Ehre wurde ihm im Jahr 2010 zuteil, als man ihn mit dem erblichen Adelstitel eines Marqués de Tàpies auszeichnete.
Antoni Tapies starb am 6. Februar 2012 in seiner Geburtsstadt Barcelona.
Antoni Tàpies - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: