Öl auf Leinwand 71,5 x 94,5 cm, gerahmt. Unten links schwarz signiert M Liebermann.
Eberle 1926/15
Das großformatige, lichte Gemälde zeigt einen Gartenausschnitt mit dem diagonal angeschnittenen Weg, der mitten durch das vordere Villengrundstück und die sommerlichen Blumenstauden führt. Diese staffeln sich im Wuchs in unterschiedlicher Höhe, so dass wir einen gartentechnisch typischen, stufigen Aufbau beobachten können, von der flachen grünen Graseinfassung des Weges über eine niedrige Rabatte zu den hochstämmigeren roten und orangefarbenen Blüten bis zur dunklen Busch- und Baumvegetation des Hintergrundes. Dies ist das schlichte, so einfach anmutende Motiv aus dem Garten des Künstlers am Wannsee. Der perspektivisch diagonale Anschnitt von links nach rechts gibt die Dynamik vor, die durch die Pastosität und Diversität des Farbauftrags im Detail lebendig ergänzt wird. Das Licht kommt im Gegenzug von oben links, die Sonnenstrahlen fallen unregelmäßig in die Vegetation ein, bringen die Blüten und den hellen Weg zum Leuchten. Im Kontrast dazu stehen die verschatteten Stellen, die Feuchtigkeit und Frische suggerieren durch die kühle und dunklere Farbigkeit, einem Smaragdgrün oder schwärzlichen Moosgrün in dem angedeuteten Nadelgehölz.
"Max Liebermann hat sich an der Pflanzung und Pflege seines Gartens intensiv beteiligt. Die meiste Arbeit verlangte der leicht ansteigende Vordergarten, der durch eine parallel zur Straße verlaufende Natursteinmauer in einen Staudengarten und einen Obst- und Gemüsegarten unterteilt war und durch einen breiten, von der Mittelachse des Hauses ausgehenden Kiesweg mit einer Treppe in Höhe der Mauer abgeschlossen wurde. Beidseits des Weges zogen sich breite Beete hin, die alljährlich mit Sommerblumen - Löwenmaul, Mädchenauge, Männertrau, Mutterkraut, Sommerastern, Begonien, Dahlien, Stockrosen und Schleierkraut - bepflanzt wurden. Noch üppiger entwickelte sich der gleichfalls nach Farben- und Pflanzmustern alljährlich neu angelegte Staudengarten. Max Liebermann hat diesem Flor zumeist in Verbindung mit einem Wegstück hinreißende Blumenbilder abgewonnen." (Anna Teut, Blütenpracht im Staudengarten, in: Max Liebermann, Gartenparadies am Wannsee, München 1997, S. 57)
Das Gemälde wird von Dr. Robert Fleck, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, als Leihgabe für die in Vorbereitung befindliche große Max Liebermann-Retrospektive in der Bundeskunsthalle 2011 erbeten.
Lot 5 der Abendauktion am 3. Dez. 2010, 19 Uhr
Werkverzeichnis
Eberle 1926/15
Provenienz
Ehemals Privatbesitz USA; Privatbesitz Schweiz (1959); Galerie Grosshennig, Düsseldorf; seitdem Rheinische Privatsammlung
Literaturhinweise
Hans Rosenhagen, Max Liebermann, Bielefeld-Leipzig 1927 (2. neubearbeitete Auflage), mit Farbabb. 80; Weltkunst, Jg. XXX, 1960, Nr. 4 mit Abb. S. 31 (Galerieanzeige von Grosshennig); Holly Prentiss Richardson, Landscape in the work of Max Liebermann, Phil.Diss. Brown University, Ann Arbor 1991, Vol. II, S. 263, Nr. 754
Ausstellung
Köln 1959 (Kunsthaus Lempertz), 458. Lempertz'sche Kunstversteigerung, Kunst des XX. Jahrhunderts, 5.12. 1959, Nr. 161 mit Abb. Tafel 11; Düsseldorf 1960 (Galerie Großhennig), Meisterwerke der Malerei und Plastik des 19. Jahrhunderts, o.S. mit Abb.