Schwarze Tusche und Gouache auf festem Zeichenpapier 62,6 x 49,3 cm, gerahmt. Oben rechts mit Bleistift signiert und datiert P.A. Böckstiegel 1920. - Rückseitig unten links von fremder Hand mit blauer Kreide beschriftet "Vater Reiking" und darunter mit Bleistift "Bauer auf Arrode" und "Bauer". - Mit Reissnagelspuren. - Der untere und rechte Rand jeweils mit einem kleinen Einriss; der Unterrand mit Knickspuren.
"Vater Reiking" war im heimatlichen Arrode, Westfalen, ein Nachbarbauer, den Böckstiegel nach dem I. Weltkrieg im Farbholzschnitt porträtierte; diesem Druck ist die vorliegende Goauche eng verwandt (vgl. Thomas Matuszak, Peter August Böckstiegel, Das druckgraphische Werk, Düsseldorf 1998, Nr. 90 mit Farbabb. S. 46, "Erzählender Bauer" - Kopf und erhobener Zeigefinger hier nach rechts gewandt). Auch in dem 1920 datierten Gemälde "Das Wort" (Wedel 86) wird der sprechende, zum Betrachter gewandte Blick und der lehrende Gestus vorformuliert.
"Die Bilder aus der ersten Hälfte der 20er Jahre zeigen eine Tendenz, die Alltagserfahrungen, Personen, Gegenstände und Ereignisse zu mystischen Visionen vom Zusammenhang von Mensch und Natur zu überhöhen oder zu einem Mythos vom bäuerlichen Leben zu verdichten. Immer bleiben dabei allerdings 'Erlebtes und Erschautes' (so der Titel einer Schrift Böckstiegels), d.h.: Wirklichkeitserfahrung und Vision eng verklammert. [...] Sich selbst verstand Böckstiegel als Verkünder der 'Wahrheit und Echtheit' dieses Menschenschlages." (Ernest W. Uthemann, Peter August Böckstiegel, Bildhefte des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Nr. 22, Münster 1984, S. 19, 22).
Zertifikat
Wir danken Frau Dr. Vita von Wedel, der Werkverzeichnisbearbeiterin, für freundliche Bestätigung; das Blatt wird in den geplanten Nachtrag zu dem Werkverzeichnis der Pastelle, Aquarelle und Zeichnungen von Peter August Böckstiegel aufgenommen.
Provenienz
Privatbesitz Norddeutschland, aus dem Nachlass des Künstlers erworben