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Lot 238 Dα

Max Beckmann - Der Kellner

Auktion 990 - Übersicht Köln
02.12.2011, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 33.880 € (inkl. Aufgeld)

Schwarze Tuschfederzeichnung über Bleistift auf cremefarbenem gerippten Büttenpapier 26,6 x 11,7 cm, unter Glas gerahmt. Rückseitig mit schwarzer Tinte in Sütterlinschrift signiert, bezeichnet und datiert Beckmann A. 44. - Rückseitig mit Bleistift von Quappi Beckmann betitelt, datiert und bezeichnet "der Kellner 26. April 44 A'dam". - Der Oberrand minimal gebräunt, die Ränder leicht unregelmäßig geschnitten.

Die Zeichnung „Der Kellner“ weist eine für das Werk Max Beckmanns sehr typische Perspektive auf, die in einer rasanten Verkürzung die Figur diagonal verschränkt in den Bildraum spannt. Zusammen mit der frontalen Aufsicht auf das Tablett führt dies zu einer Mobilisierung der Bildfigur, die der Tätigkeit des Dargestellten durchaus angemessen ist. Obgleich Beckmann von steter Sorge wegen der Bombenangriffe geplagt und auch wegen seines nicht eben guten Gesundheitszustandes bedrückt ist, liest man in seinem Tagebuch von erstaunlich häufigen Cabaret-, Zirkus- und Bar-Besuchen. In diesem Zusammenhang nimmt sich die vorliegende Zeichnung wie eine Momentaufnahme aus. Der Umstand, daß Quappi Beckmann das Blatt rückseitig auf „26. April 44“ datiert, läßt vermuten, daß der Maler diese Zeichnung für die Umsetzung einer späteren Bildidee weiterverarbeitet hat.
Anfang Juli 1944 erwähnt er im Tagebuch „'Artisten im Café' gemalt (zuviel).“ (Max Beckmann, Tagebücher 1940-1950, München/Wien 1979, S. 92). Die Caféhaus-Szene (Göpel 663) zeigt ein Paar am Tisch, im Hintergrund - wie lauschend - einen Mann und eine Frau mit Kopftuch an einem Durchgang stehend (siehe Vergleichsabbildung). Das im Caféhaus-Milieu beheimatete Thema ist beiden Werken eigen. Aber obgleich es sich um eine ganz andere Szene handelt, sind die Parallelen zu unserer Zeichnung offensichtlich. Die gedrungene männliche Statur des am Tisch Sitzenden, sein mächtiger Kopf mit dem dunklen, gescheitelten Haar und dem imposanten Schnauzbart wie auch das lauschende Paar im Hintergrund sind gleichsam spiegelverkehrt beinahe detailgetreu von unserer Zeichnung des artistisch das gefüllte Tablett balancierenden Obers übernommen. Die Organisation des Bildpersonals in hochgestaffelter gelängter Perspektive im extrem schmalen Hochformat setzt Beckmann noch einmal in einer aquarellierten Tuschfederzeichnung 1947 um (s. Mayen Beckmann/Gohr/Hollein 128).

Zertifikat

Die Authentizität wurde von Christian Lenz, Max Beckmann Archiv, Mayen Beckmann und Siegfried Gohr nach Vorlage des Originals bestätigt, von Stefan von Wiese nicht.

Provenienz

Privatbesitz Holland