Alexej von Jawlensky - Abstrakter Kopf: Bildnis Mela Escherich - image-1

Lot 214 Dα

Alexej von Jawlensky - Abstrakter Kopf: Bildnis Mela Escherich

Auktion 997 - Übersicht Köln
22.05.2012, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 250.000 € - 300.000 €
Ergebnis: 268.400 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Karton 42,6 x 32,6 cm, gerahmt. Unten links orangefarben monogrammiert A.J. und rechts datiert 27. - Auf stärkeren Unterkarton montiert. Die Rückseite mit einer "Murnauer Landschaft" von 1909 wurde schon früher abgenommen (vgl. M. Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/A. Jawlensky, Vol. I, 263).

M. Jawlensky/Pieroni-Jawlensky/A. Jawlensky, Vol. II, 1270; Weiler 321

Inspirationsquelle für das vorliegende Bildnis ist das Gesicht der als besonders phantasievoll gelobten Wiesbadener Kunsthistorikerin Mela Escherich. Sie soll sich gemeinsam mit Galka Scheyer und Hanna Bekker vom Rath für die Gründung eines Fördervereins zur finanziellen Unterstützung von Jawlensky engagiert haben. Eine Wanderausstellung mit seinen Werken war im Jahre 1921 in Wiesbaden auf besonders positive Resonanz gestoßen. Aus diesem Grunde, aber auch weil Jawlensky hier einen Kreis gleichgesinnter Kunstfreunde fand, entschloss er sich ganz nach Wiesbaden umzuziehen.
Während dieser Zeit entstanden zahlreiche seiner "abstrakten Köpfe",- ein herausragender Werkkomplex, der sich durch eine strenge Formensprache auszeichnet und in die Zeit von Ende 1919 bis 1934 anzusiedeln ist. Das bekannte Grundmuster hat Jawlensky unaufhörlich nuanciert und variiert. Die Köpfe spiegeln die meditative Haltung, aus der heraus der Künstler seine Werke schuf, wider. Ziel Jawlenskys war es, durch das ständige und wiederholte Malen des menschlichen Antlitzes, durch bewusste Vertiefung, zu immer größerer Vollkommenheit zu gelangen und dabei seine künstlerischen Fertigkeiten zu steigern. Dabei diente ihm die Farbe als wesentliches Ausdrucksmittel; die Form hingegen war nur das Gerüst.
Das vorliegende Antlitz zeigt, dass Jawlensky die Farbe mit einem harten, stumpfen Pinsel aufgetupft hat. Zahlreiche kleine Flecken sitzen nebeneinander und bilden so eine reich modulierte Fläche. Durch das Setzen dünner weißlicher Farbtupfen erreichte er zudem einen zarten opaken Schimmer, der zu den dunklen Linien von Mund, Nase, Augen, Kinn und Locke kontrastiert. Die eher kühlen Blautöne stehen in lebendigem Dialog zu den wärmeren, erdigen Tönen von Kinn, Wangen und Stirnpartie. Insgesamt erscheint die Farbe homogener und dabei stärker zurückgenommen als bei den früheren "mystischen Köpfen" oder auch den "Heilandsgesichten".
Die schöne Serie der an archaische Masken erinnernden "abstrakten Köpfe" demonstriert, dass Jawlenskys Malerei sich stetig weiterentwickelt hat, wobei er das Vorausgegangene stets als Ausgangspunkt für eine Neuentwicklung akzeptiert hat.

Provenienz

Aus dem Atelier des Künstlers; Mela Escherich, Wiesbaden; Galerie Jacques Fricker, Paris; Galerie Aenne Abels, Köln; Privatsammlung Westfalen; Privatsammlung Rheinland

Literaturhinweise

Fritz Junghans, Alexej von Jawlensky, in: Alte und Neue Kunst, Bd. X, Nr.2/3, 1959, S. 12 mit Abb.

Ausstellung

Wiesbaden 1954 (Neues Museum), Gedächtnisausstellung Alexej von Jawlensky 1864-1941, Kat. Nr. 66 (o. Abb.)