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Lot 611 D

Martin Kippenberger - Pack deine Probleme auf den Tisch. G.B.

Auktion 998 - Übersicht Köln
23.05.2012, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 41.480 € (inkl. Aufgeld)

Öl mit Silberpapier collagiert auf Leinwand 60 x 50 cm, gerahmt. Am oberen Rand entlang mit auf Silberpapier gedruckten Buchstaben betitelt PACK DEINE PROBLEME AUF DEN TISCH. G.B. - Wenige Buchstaben erneuert.

Kaum einen deutschen Künstler der Nachkriegszeit prägt ein so vielschichtiges Profil wie Martin Kippenberger: Er war das entfant terrible der Berliner Underground-Szene und zog mit Rock-Größen wie David Bowie durch die Bars; er war ein höchst produktiver Künstler, der zusammen mit seiner späteren Galeristin Gisela Capitain das legendäre „Kippenberger Büro“ eröffnete; er war Installationskünstler, Maler, Fotograf, Performancekünstler, Bildhauer und zielte mit seiner Kunst auf die Demontage des traditionellen Kunstbegriffs und seinen Institutionen. In seinem gesamten Werk finden sich ironische Anspielungen, die entweder durch eine rein bildhafte Darstellung oder auch in Kombination mit Textstücken funktionieren. Mit Pack deine Probleme auf den Tisch, G.B. spielt er auf den Chanson „Ein bisschen Glück und Zärtlichkeit“ (1974) des französischen Sängers Gilbert Becaud an, in dem es heißt „Hast du Probleme, die dich quälen, komm leg' sie hier - auf den Tisch“.
Der Kunsthistoriker Ralph Melcher argumentiert zu den (vermeintlichen) Botschaften an den Rezipienten und der Intention des Künstlers: „Die Slogans und Sprüche, die er als Titel oder Motti auch in seinen Gemälden, naturgemäß aber vor allem auch in den Plakaten einsetzt, erzeugen eine wenn auch oft absurde, witzhafte aber beinahe emblematische Bildform, die eine Moral im weitesten Sinne zu vermitteln sucht. Immer aber bezieht sich diese Moral, die explizit auf der einzelnen Arbeit oder implizit am Ende einer Bildserie stehen kann, viel stärker auf die Haltung des Künstlers selbst, als die Absicht zu haben, auf den Betrachter zu wirken. So spielt es auch keine Rolle, ob es sich um einen trivialen, platten Scherz oder um eine völlig hermetische Aussage handelt. Der dadaistische Impuls, der darin steckt, ist ein wesentliches Movens bei Kippenberger. Denn die Aufforderung, die »Moral« der Werke scheint weder völlig ernstgemeint noch völlig zu vernachlässigen zu sein. Sie offenbart die Distanz des Künstlers zu sich selbst genau so wie die unentschlossene Haltung gegenüber dem Betrachter. Kippenberger untersucht, inwieweit dem Künstler überhaupt eine verbindliche oder gar moralische Haltung möglich ist. Insofern kann man ihn als Moralist, oder noch eigentlicher als »Automoralisten« verstehen.“ (Ralph Melcher, Martin Kippenberger, Das 2. Sein, in: Götz Adriani (Hg.), Martin Kippenberger, Das 2. Sein, Ausst.Kat. Museum für Neue Kunst ZKM Karlsruhe, Köln 2003, S.28/29)

Zertifikat

Mit beiliegendem Photozertifikat des Nachlass Martin Kippenberger, Köln, von April 2012.

Provenienz

Galerie Max Hetzler, Stuttgart

Ausstellung

Rottweil 1982 (Forum Kunst), Ulm (Studio f), Kippenberger, Das Leben ist hart und ungerecht, Ausst.Kat., S.25 mit Farbabb.