Erwin Blumenfeld

Erwin Blumenfeld - Kindliche Begeisterung für die Fotografie, Umgang mit Expressionisten

Erwin Blumenfeld wurde am 26. Januar 1897 als Sohn eines jüdischen Geschäftsmannes in Berlin geboren. Bereits als 10-Jähriger fotografierte er sein erstes Stillleben, die Kamera hatte ihm zuvor sein Onkel geschenkt. In den Folgejahren übte er sich weiter in der Fotografie und versuchte sich an ersten Selbstporträts. Als sein Vater unerwartet an der Syphilis starb, war Erwin Blumenfeld gerade 16 Jahre alt und musste alle Hoffnungen auf eine umfassende Weiterbildung aufgeben. Die Familie war nahezu mittellos; Blumenfeld sah sich gezwungen, bei einem Hersteller für Damenmode in die Lehre zu gehen. Damit war der Grundstein für seine spätere Laufbahn als Modefotograf gelegt, auch wenn der enttäuschte junge Mann dies zu jener Zeit noch nicht ahnen konnte. Mit seinem engsten Schulfreund Paul Citroen verweilte er häufig im Café des Westens, das für die Expressionisten ein beliebter Treffpunkt war. Hier traf Erwin Blumenfeld Künstler wie Mynona (Salomo Friedlaender), Else Lasker-Schüler und vor allem Georg Grosz, dem er lebenslang verbunden blieb.

Kriegsdienst, politisches Engagement und Emigration in die USA

1916 lernte Erwin Blumenfeld seine spätere Frau Lena Citroen kennen, eine Cousine seines Freundes Paul Citroen, und beschäftigte sich vor allem mit Zeichnungen und Collagen. Der Erste Weltkrieg zwang den Künstler an die Westfront und trug ihm zunächst eine Auszeichnung für Tapferkeit, dann eine Verhaftung als Deserteur ein. Anders als sein Bruder Heinz überlebte Erwin Blumenfeld den Krieg und ging mit Lena Citroen nach Amsterdam, wo er sich in verschiedenen Tätigkeiten versuchte, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. 1923 eröffnete er ein nur mäßig erfolgreiches Geschäft für Lederwaren und begann, seine Kundinnen zu fotografieren – vornehmlich entstanden dabei Porträts, aber auch einige Akte. Gleichzeitig übte er mit bissigen Collagen Kritik an der politischen Entwicklung seiner Zeit, insbesondere am Aufstieg der Nationalsozialisten. Seine »Hitlerfresse« wurde von US-Soldaten millionenfach als Flugblatt über Deutschland abgeworfen. Nach der Insolvenz seines Geschäfts verlegte sich Erwin Blumenfeld ganz auf das Fotografieren und konnte auf Vermittlung von Cecil Beaton in die USA emigrieren, wo er bald für renommierte Zeitschriften tätig war. Für die Vogue schuf er das berühmte Titelbild »Red Cross«, das zum Einsatz für das Rote Kreuz motivieren sollte.

Unumstrittener Liebling der Glamourwelt

In New York teilte sich Erwin Blumenfeld zwei Jahre lang ein Atelier mit Martin Munkácsi, ehe er sein eigenes Fotostudio eröffnen konnte. In den 1940er- und 1950er-Jahren arbeitete Blumenfeld für alle großen Zeitschriften und Magazine seiner Zeit, er veröffentlichte Bilder in »Harper's Bazar«, »Life«, »Vogue«, »Cosmopolitan« und ungezählten weiteren Publikationen. Er führte ein Leben im Luxus, besaß ein Atelier im Central Park und fotografierte die schönsten Frauen seiner Epoche – entweder gekleidet in die neueste Mode oder eben nackt. Sein Studio galt als Treffpunkt der Reichen und vor allem der Schönen, er arbeitete mit Grace Kelly, Audrey Hepburn und Marlene Dietrich. Für einen kleinen Skandal sorgte seine eigenverfasste Biografie, die wegen ihrer provokativen Formulierungen von sämtlichen Verlegern abgelehnt wurde und erst posthum erscheinen konnte.

Erwin Blumenfeld starb am 4. Juli 1969 in Rom.