Willi Geiger

Willi Geiger - Studium in München bei Franz von Stuck und Peter Halm

Willi Geiger wurde am 27. August 1878 in Schönbrunn bei Landshut geboren. Der Sohn eines Lehrers besuchte von 1898 bis 1899 die Königliche Kunstgewerbeschule in München und erwarb im Anschluss auf der Technischen Hochschule sein Staatsexamen als Zeichenlehrer. Seine Begeisterung für die Malerei führte ihn schließlich an die Münchner Akademie, wo er ab 1903 bei Peter Halm und Franz von Stuck studierte; zu seinen Kommilitonen zählten Albert Weisgerber und Hans Purrmann. Erstes Aufsehen erregte Willi Geiger mit einer Serie von Tuschzeichnungen, der er den Namen Seele gab, sowie mit dem wenig später entstandenen Radierzyklus Liebe. Ein weiterer Erfolg war die Gestaltung einer Serie von Schwarz-Weiß-Postkarten, die verschiedene Sehenswürdigkeiten der Stadt München zeigten. Seine grafischen Arbeiten trugen ihm im Jahr 1910 den Villa-Romana-Preis ein – vorgeschlagen hatte ihn für diese Ehre kein Geringerer als Max Klinger. Für seine Radierungen dienten Willi Geiger unter anderem Werke von Frank Wedekind und Richard Dehmel als Vorlage.

Studienreise nach Italien und Spanien, traumatische Kriegserfahrungen

Willi Geiger nutzte seinen durch ein Stipendium finanzierten Studienaufenthalt in Spanien und Italien zu einem Besuch in Nordafrika, bei dem er zahlreiche Impulse sammelte. Die im Anschluss daran entstandenen Bilder sorgten ihrer sexuell-satirischen Inhalte wegen für einen Skandal; der Künstler kehrte nach München zurück. Buchillustrationen bildeten in der Folgezeit einen Schwerpunkt im Schaffen von Willi Geiger, ehe er sich erneut nach Spanien begab, um die lokalen Stierkämpfe künstlerisch zu verarbeiten. Den Anfang des Ersten Weltkriegs erlebte der Künstler in derselben unseligen Euphorie, die auch seine Landsleute befallen hatte; der freiwilligen Meldung zum Militärdienst folgte aber angesichts der Schrecken der Schlacht eine herbe Ernüchterung, die Geigers Psyche nachhaltig belastete. In München fand er über die Malerei wieder zur Ruhe, sein Stil bewegte sich nurmehr deutlich in Richtung Expressionismus. In München und Leipzig übte er eine Lehrtätigkeit aus, kurzzeitig unterbrochen durch einen erneuten Aufenthalt in Spanien, dessen große Künstler wie Francisco de Goya, El Greco und Diego Velázquez er begeistert kopierte.

Repressalien unter der nationalsozialistischen Herrschaft

Die Nationalsozialisten stuften mit ihrer rigiden Kulturpolitik das Werk von Willi Geiger als entartet ein und belegten ihn faktisch mit einem Berufsverbot; dabei spielte wohl auch eine Rolle, dass er sich in klarer Opposition zu den neuen Machthabern positionierte. Einzig seine guten Beziehungen bewahrten ihn vor umfassender Verfolgung; an eine Fortsetzung seiner Karriere war unter diesen Umständen jedoch kaum zu denken. Ein Bauernhof am Chiemsee diente ihm als Rückzugsort; hier konnte er abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit weiter seine expressionistischen Bilder malen. Immer wieder entzog er sich der prekären Lage in Deutschland auch mit kurzen Reisen nach Spanien. Willi Geiger überlebte den Krieg und konnte nach dessen Ende allmählich wieder an alte Erfolge anknüpfen. Als Professor für Malerei lehrte er bis über die übliche Pensionsgrenze hinaus an der Münchner Kunstakademie; erst 1951 ging er mit 73 Jahren in den Ruhestand – betätigte sich aber mit großer Begeisterung und schier unerschöpflicher Tatkraft weiter als Maler.

Willi Geiger starb am 11. Februar 1971 in München; er wurde 94 Jahre alt. Sein einziges Kind war der Bildhauer und Maler Rupprecht Geiger.