Johannes Itten war der Türhüter des Bauhauses; wer sich um Aufnahme in den Werkstätten bewarb, musste sich dem prüfenden Auge des Schweizer Malers und Kunsttheoretikers stellen. Die von ihm begründete Farbtypenlehre gilt als Meilenstein, dessen Erkenntnisse sich weit jenseits der Kunstwelt bis heute auswirken.
(...) WeiterlesenJohannes Itten - Ausbildung zum Pädagogen, Schüler von Eugène Gillard und Adolf Hölzel
Johannes Itten wurde am 11. November 1888 in Wachseldorn in der Schweiz geboren. Seine Eltern waren einfache Bergbauern, wünschten sich aber für ihren Sohn einen besseren Beruf; insbesondere der Vater drang auf eine Ausbildung zum Lehrer. Johannes Itten kam dem nach, ohne wirklichen Ehrgeiz zu entwickeln, doch eröffnete ihm das Seminar die Perspektive auf eine künstlerische Tätigkeit. Sein Besuch der Kunsthochschule in Genf geriet aber zu einer Enttäuschung; Itten mochte sich nicht anfreunden mit den monotonen Übungen, dem Nachahmen und Nachzeichnen. Ernüchtert brach Johannes Itten das begonnene Studium ab und arbeitete in den Folgejahren als Lehrer in den Fächern Chemie, Mathematik und Physik. Die Erfahrungen und Fähigkeiten, die er dabei erwarb, sollten ihm bei seiner späteren Tätigkeit als Kunstpädagoge von großem Nutzen sein. Die Faszination für die Kunst ließ Itten indes nicht los, 1912 versuchte er sich ein zweites Mal an der Genfer Kunsthochschule, und diesmal fand er in Eugène Gillard und Adolf Hölzel zwei Lehrer von Format, denen es gelang, ihm das Wissen, die Inspiration und die Perspektive zu vermitteln, die er sich gewünscht hatte. In Sonderheit der sogenannte »Hölzel-Kreis« um Willi Baumeister, Ida Kerkovius, Oskar Schlemmer und Hermann Stenner, beschäftigte und faszinierte ihn lange.
Lehrer im Bauhaus, Zerwürfnis mit Walter Gropius
Der Erste Weltkrieg trieb Johannes Itten nach Exil, wo er zunächst seine eigene Schule führte und außerdem Walter Gropius kennenlernte, der ihn schließlich für sein Bauhaus in Weimar anwarb. Als einer der ersten Lehrer übte Itten maßgeblichen Einfluss aus und zeichnete gemeinsam mit Gertrud Grunow verantwortlich für den Vorkurs, den alle Bewerber für die Bauhaus-Werkstätten durchlaufen mussten. Ittens Vorliebe für fernöstliche Esoterik und Mystik führte zu anhaltenden Disputen mit Walter Gropius, schließlich verließ der Schweizer das Bauhaus, schloss sich der synkretistischen Mazdaznan-Gemeinschaft an und gründete weitere Schulen. In Berlin unterrichtete er spätere Größen des Kunst- und Kulturbetriebs wie Max Debus, Julius Pap, Fred Forbát und Georg Muche. Mit Gregor Rosenbauer rief er die Künstlergruppe "Neues Pommern" ins Leben. Die rege Tätigkeit des Künstlers wurde durch die nationalsozialistische Machtergreifung abrupt unterbrochen – sämtliche Schulen Ittens wurden geschlossen, die Mazdaznan-Bewegung verboten.
Emigration nach Amsterdam, Begründung der Farbtypenlehre
Um weiteren Repressalien zu entgehen, emigrierte Johannes Itten in die Niederlande, wo er für kurze Zeit in Amsterdam lebte, ehe er 1938 in Zürich die Leitung der Kunstgewerbeschule übernahm. Nach dem Krieg lenkte er von 1952 bis 1956 die Geschicke des Museums Rietberg. 1961 erblickte sein Hauptwerk, das epochemachende Buch »Kunst der Farbe«, das Licht der begeisterten Kunstwelt. Darin hatte Itten die von seinem verehrten Lehrer Adolf Hölzel rudimentär aufgestellte Theorie in komplexer Feinheit ausgearbeitet und mit seinen eigenen Forschungsergebnissen, die er unter anderem während seiner Zeit in Weimar am Bauhaus gewonnen hatte, veredelt. Die Farbenlehre von Johannes Itten wird bis heute an Kunsthandwerk- und Kunsthochschulen unterrichtet, sie gilt als wichtiger Baustein für die Farbtypenlehre.
Johannes Itten starb am 25. März 1967 in Zürich.
Johannes Itten - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: