Louise Lawler fotografiert nicht einfach Motive, sondern Zusammenhänge, Verhältnisse, Bezüge. Die amerikanische Fotografin gewinnt Gegenständen und Kunstwerken völlig neue Facetten ab, indem sie deren natürliches Umfeld in ihre künstlerische Arbeit miteinbezieht.
(...) WeiterlesenLouise Lawler - In der Appropriation Art wird der Kontext zum Kunstwerk
Louise Lawler wurde 1947 in Bronxville im US-Bundesstaat New York geboren. Ihr Studium an der Cornell University beschloss sie 1969 mit dem Bachelor of Fine Arts; unmittelbar im Anschluss zog sie nach Manhattan, wo sie bald eine Anstellung bei dem italienischstämmigen Galeristen Leo Castelli fand. Ein immens wichtiger Schritt, denn Castelli galt zu dieser Zeit als eine der wichtigsten Kunstadressen der Stadt. Während ihrer Tätigkeit für die Castelli Gallery begegnete sie zum ersten Mal Janelle Reiring, die später gemeinsam mit Helene Winer die Metro Pictures Gallery gründete. In den 1980er-Jahren stellte Louise Lawler häufig dort aus, neben anderen Künstlern wie Mike Kelley, Martin Kippenberger, Tony Oursler und Walter Robinson. In ihren frühen Jahren schuf Louise Lawler zwar durchaus eigene Bilder, Drucke und Fotografien, doch waren es nicht diese Stücke, mit denen sie die Öffentlichkeit suchte. Ganz im Stil der Appropriation Art, die sich nicht davor scheut, bestehende Werke anderer Künstler in einen neuen Kontext zu setzen und gerade auf diese Weise ein neues Kunstwerk zu schaffen.
Die Infragestellung und Überwindung der Moderne
Louise Lawler gehört als Künstlerin der Pictures Generation an, deren Mitglieder mit dem großen Kunstideal der Moderne, dem vollkommen autonomen Kunstwerk, brachen. Stattdessen betonten sie den Kontext, der in der Kunst immer schon vorhanden war, vom hehren Schöpferkult vergangener Tage aber beständig unterdrückt und ignoriert wurde. Obwohl die beteiligten Künstler nie eine echte Gruppe bildeten, zeigten sie sich geeint in ihrer konsequenten Ablehnung der Moderne. Wenn sich Louise Lawler für große Kunst interessiert, dann meist nur, um diese durch eine Verbindung mit ihrer Umgebung zu entmystifizieren. Es geht bei ihren Fotografien nicht um eine exakte Dokumentation des zugrunde liegenden Motivs, sondern um die einzigartige Atmosphäre, die sich aus dem Verhältnis zu der zugehörigen Umgebung speist. Louise Lawler kopiert natürlich nicht einfach ihrer Vorbilder, sie interpretiert sie, gewinnt ihnen neue Deutungsebenen ab und lenkt den Blick des Betrachters in neue Richtungen. Dabei kann sie ein antikes Kunstwerk ganz profan in seinem Depot zwischen Kisten und kahlen Wänden präsentieren.
Der internationale Kunstbetrieb feiert seine Kritikerin
Louise Lawler erhielt ihre erste umfassende Retrospektive in Deutschland: Das Museum Ludwig in Köln zeigte 2013/14 unter dem Titel Adjusted eine breite Auswahl ihrer Werke und bespielte zu diesem Zweck das gesamte Haus. 2019 wurde die Künstlerin Mitglied in der American Academy of Arts and Sciences. Ungeachtet aller Ehrungen sowie der Tatsache, dass sie in ihrer Heimat USA schon längst als Star gilt, verweigert sich Lawler der Marketingmaschinerie des Kunstbetriebs – auch unter der Inkaufnahme finanzieller Einbußen. Ihre Biografie hält sie penibel unter Verschluss, und lästige Anfragen nach einem Porträt beantwortet sie gerne mit dem Bild eines Papageis.
Louise Lawler lebt und arbeitet heute vorwiegend in New York.
Louise Lawler - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: