Helen Levitt fand in der Fotografie ihre Sprache, mit der sie ausdrücken konnte, wofür ihr die Worte fehlten. Die amerikanische Fotografin machte ihre Bilder selbstbewusst und einfühlsam, ohne auf die künstlerischen Strömungen und Prinzipien ihrer Zeit Rücksicht zu nehmen.
(...) WeiterlesenHelen Levitt kam aus einfachen Verhältnissen
Helen Levitt wurde am 31. August 1913 in Brooklyn, New York City geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit in den belebten Straßen von Brooklyn und lernte aus eigener Anschauung jene Welt kennen, die sie später leidenschaftlich und einfühlsam porträtierte. Als Kind einer Einwandererfamilie kam sie auch früh mit sozialer Ungleichheit und Diskriminierung in Berührung. 1931 arbeitete sie nach dem Abbruch der High-School bei einem in Brooklyn ansässigen Porträtfotografen und erlernte dabei die technischen Grundlagen des Fotografenhandwerks. Tiefen Eindruck machte 1935 die Bekanntschaft mit dem französischen Starfotografen Henri Carter-Bresson auf die junge Fotografin: Helen Levitt begann, die Fotografie als Kunstform anzusehen, kaufte sich 1936 eine gebrauchte Leica und brachte einen Winkelsucher an, der es ihr erlaubte, relativ unauffällig in der Öffentlichkeit zu fotografieren. So zog sie durch die Straßen und machte ihre ersten spontanen Aufnahmen vom Lebensalltag der Menschen um sie herum. 1938 lernte sie Walker Evans kennen und wurde seine Assistentin.
Erfolgreich als Fotografin und Filmemacherin
Helen Levitt feierte im Juli 1939 ihre erste Veröffentlichung in einem Sonderheft des Magazins Fortune, bereits im Folgejahr war eines ihrer Bilder im Museum of Modern Art (MoMA) in New York zu sehen. Während des Zweiten Weltkriegs reiste sie nach Mexiko und arbeitete als Filmeditorin für den mexikanischen Filmemacher Luis Buñuel. Ihr nach dem Krieg gemeinsam mit dem Dichter und Polit-Aktivisten James Agee begonnenes Buchprojekt A Way of Seeing zog sich über zwei Jahrzehnte hin, weil sich die Fotografin in der Zwischenzeit immer wieder als Filmemacherin betätigte. Ebenfalls mit Agee und der Malerin Janice Loeb drehte Helen Levitt die erfolgreichen Dokumentarfilme In the Street und vor allem The Quiet One, der ihr eine Oscar-Nominierung einbrachte. Levitts Filme gelten als frühe Vorläufer der späteren Independent-Szene. 1943 beschickte Helen Levitt ihre erste Einzelausstellung im MoMA; unter dem Titel Photographs Of Children zeigte sie ihre Bilder von spielenden Kindern.
Untrügliches Gespür für den besten Moment
Helen Levitt fotografierte zu einer Zeit, als sich das Leben vor allem auf der Straße abspielte. Es gab keine Klimaanlagen und keine Unterhaltungselektronik, dafür aber Freiheit und Fantasie. Obwohl sie heute vor allem für ihre Fotos spielender und tobender Kinder bekannt ist, fotografierte sie auch alle anderen Altersgruppen und fand auf den Straßen immer wieder Passanten, die spontan und sichtlich gerne für eine Aufnahme posierten. Nach ihrem Ausflug in die Filmwelt wandte sie sich in den 1950er Jahren wieder verstärkt der Fotografie zu, wobei sie nahezu ausschließlich in Farbe arbeitete und erst in den 1980er Jahren neue Schwarz-Weiß-Bilder schuf. Immer wieder bewies sie ihr Gespür für den richtigen Augenblick, fotografierte Menschen, die in den Mittelpunkt drängten, ebenso stilsicher wie jene, die lieber schüchtern am Rand blieben. Intuition, nicht Intelligenz war für die Künstlerin die entscheidende Voraussetzung für die Erschaffung großer Kunst. Der Kunstkritiker David Levi Strauss bezeichnete Helen Levitt als »berühmteste und zugleich unbekannteste Fotografin ihrer Zeit«.
Helen Levitt starb am 29. März 2009 in ihrer Geburts- und Heimatstadt New York.
Helen Levitt - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: