Richard Lindner feierte als Bindeglied zwischen Neuer Sachlichkeit und Pop Art bedeutende Erfolge, seine Werke wurden mit Ikonen wie Andy Warhol, Roy Liechtenstein und James Rosenquist ausgestellt. Der Künstler selbst sah sich im Gefolge von Piero della Francesca und Giotto, inmitten der Hochphase abstrakter Kunst bekannte er sich zur gegenständlichen Malerei.
(...) WeiterlesenRichard Lindner - Meisterschüler bei Max Körner, Arbeit als Werbegrafiker
Richard Lindner wurde am 11. November 1901 in Hamburg geboren. Zwei Frauen prägten die Kindheit des Künstlers: seine sieben Jahre ältere Schwester Lizzy, die eine berühmte Opernsängerin war, aber früh verstarb, und seine Mutter, eine energische Frau, die in der Familie eine tragende Rolle spielte. Die Erinnerung an Schwester und Mutter schien später immer wieder in den Werken von Richard Lindner auf. Kurzzeitig versuchte er sich im Klavierspielen und arbeitete wie sein Vater als Verkäufer, ehe er ab 1922 in Nürnberg die Kunstgewerbeschule besuchte. Dort studierte er einige Jahre Gebrauchsgrafik, Ölmalerei und Zeichnen. 1926 wurde er der Meisterschüler von Professor Max Körner. Während seiner Nürnberger Zeit nahm Richard Lindner an mehreren Wettbewerben zum Werbedesign teil, die er auch gewann. Folgerichtig arbeitete er nach seinem Umzug nach Berlin als Werbegrafiker und Werbekarikaturist, außerdem entwarf er Bühnenbilder. In München arbeitete er für das Verlagshaus Knorr & Hirth und heiratete schließlich 1930 seine ehemalige Nürnberger Kommilitonin Elsbeth Schülein. Bis 1933 war Lindner mit einigem Erfolg als Illustrator für Bücher und Zeitschriften tätig und gestaltete auch ganzfarbige Plakate.
Flucht nach New York, erste Erfolge als Maler
Die Machtübernahme der Nationalsozialisten bewegte für den Juden und aktiven Sozialdemokraten Richard Lindner zur Emigration nach Paris, wo er sich mit dem Journalisten Joseph Bornstein befreundete und mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Allein seine Frau sorgte in dieser Zeit mit ihrer Anstellung als Modezeichnerin für den Unterhalt des Paares. Der Zweite Weltkrieg brachte eine vorübergehende Internierung, ehe die Flucht nach New York gelang, wo sich Richard Lindner als Werbeillustrator etablieren konnte. Nach der Scheidung von seiner Frau, die eine neue Beziehung mit seinem Freund Bornstein einging, beantragte Lindner die amerikanische Staatsbürgerschaft. Obwohl er bis 1962 erfolgreich als Werbegrafiker arbeitete, fühlte sich Richard Lindner immer stärker zum Maler berufen – da war der Spätentwickler bereits 50 Jahre alt. Ein erster Erfolg gelang ihm mit einem Porträt von Immanuel Kant und bereits 1953 schuf er eines seiner berühmtesten Bilder: The Meeting, eine surreal anmutende Versammlung von neun Gestalten, das als autobiografisch wie symbolisch konzipiertes Familienporträt verstanden wurde. Eine der dargestellten Figuren ist der mit Lindner befreundete Maler Saul Steinberg.
Scharfe Konturen und großflächige Farben
Auch Frauen malte Richard Lindner, sogar exzessiv. Dabei spielte die Erinnerung Schwester und Mutter eine Rolle, aber auch der Suizid seiner ersten Frau Elsbeth, der ihn trotz der Scheidung stark getroffen hatte. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen malte Lindner niemals Akte, sondern zeigte seine Frauen stets in künstlich aufgeblasener Staffage, bis zur Unkenntlichkeit entindividualisiert. Trotzdem sind die Darstellungen erotisch, geradezu exhibitionistisch, aber es ist gerade die greifbare Sexualität, die das Objekt unüberbrückbar von dem Betrachter trennt. Mit seinen scharfen Umrissen und bunten Flächen erinnert das Werk Richard Lindners zunehmend an die Pop Art, zu der sich der Künstler selbst aber nie zählte.
Richard Lindner starb am 16. April 1978 in New York.
Richard Lindner - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: