Jacques Lipchitz

Jacques Lipchitz - Studium in Paris, umfassende Auseinandersetzung mit dem Kubismus

Jacques Lipchitz wurde am 22. August 1891 als Chaim Jakob Lipchitz in Druskininkai geboren. Die heute zu Litauen gehörende Gemeinde war damals Teil des Russischen Kaiserreichs und der Künstler bei seiner Geburt somit ein Untertan des Zaren. Nach dem Besuch und Abschluss der Handelsschule ermöglichte die Mutter ihrem Sohn den Umzug nach Paris, wo Jacques Lipchitz seinen Vornamen änderte und an der Académie Julian sowie der Staatlichen Hochschule der schönen Künste studierte. Während seines Aufenthalts in der französischen Hauptstadt bot sich dem jungen Mann die Gelegenheit zur fruchtbaren Begegnung mit anerkannten Künstlern seiner Epoche, darunter Georges Braque, Pablo Picasso und Juan Gris. Bald konnte Jacques Lipchitz seine frühen Werke ausstellen, ab 1912 gehörte er zu den regelmäßigen Teilnehmern des Salon d'Automne. 1915 lernte er seine spätere erste Frau Berthe Kitrosser kennen; 1924 wurde er französischer Staatsbürger. Die 1910er und 1920er Jahre brachten für den Künstler eine intensive Auseinandersetzung mit dem Kubismus, wobei er deutliche Einflüsse von Pablo Picasso und seinem mexikanischen Kollegen Diego Rivera erkennen ließ.

Organische, weich geschwungene Skulpturen und Emigration in die USA

Jacques Lipchitz bekam 1920 seine erste Einzelausstellung in der Pariser Galerie Léonce Rosenberg. Waren seine ersten kubistischen Skulpturen noch in der Tradition seiner Vorbilder in der Frontansicht gehalten, gelang ihm bald der Schritt zu einer umfassenden Ausnutzung des Raumes, einer allen Seiten gerecht werdenden Gestaltung. Dabei wurden seine Formen immer selbstständiger, verloren an Ruhe, wiesen mitunter auffallende Zick-Zack-Linien auf und näherten sich schließlich den für Lipchitz charakteristischen, weichen Kurven von barocker Üppigkeit. Mit diesen Arbeiten gelang dem Künstler auch der Schritt nach Amerika, wo er 1935 in der New Yorker Brummer Gallery ausstellen konnte. Seine für die Pariser Weltausstellung 1937 geschaffene Skulptur Prometheus trug Jacques Lipchitz eine Goldmedaille ein. Als deutsche Truppen Paris besetzten und das kollaborierende Vichy-Regime die Verfolgung der Juden vorantrieb, floh Lipchitz mithilfe des amerikanischen Journalisten Varian Fry und dessen Emergency Rescue Committee nach New York. Er teilte dieses Schicksal mit weiteren Künstlern jüdischer Herkunft, darunter die Maler Max Ernst und Marc Chagall.

Künstlerischer Durchbruch in New York, internationale Ausstellungen

Jacques Lipchitz konnte in New York schnell an seine früheren Erfolge anknüpfen, bespielte bald regelmäßig die Buchholz Gallery, die später in Curt Valentin Gallery umbenannt wurde. Weil seine Frau Berthe sich nach Paris sehnte, wurde die Ehe geschieden; Jacques Lipchitz nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an und heiratete mit der Bildhauerin Yulla Halberstadt seine zweite Frau, mit der er sein einziges Kind bekam, die Tochter Lolya Rachel. 1948 kooperierte Lipchitz mit dem Architekten Philip Johnson bei der Gestaltung einer Kirche in New Harmony im US-Bundesstaat Indiana. In den 1950er und 1960er Jahren führte Lipchitz' Weg steil nach oben, er wurde in die American Academy of Arts and Sciences aufgenommen, nahm an der Biennale di Venezia sowie der Documenta in Kassel teil.

Jacques Lipchitz starb am 16. Mai 1973 auf Capri; er wurde in Jerusalem bestattet.