Daido Moriyama - Drei Lehrjahre bei Shomei Tometsu
Daido Moriyama wurde am 10. Oktober 1938 in Ikeda in der japanischen Präfektur Osaka geboren. Er studierte Fotografie bei Takeji Iwamiya und ging 1961 nach Tokio, um sich der wichtigen Fotografengruppe VIVO anzuschließen, zu der auch sein Vorbild Shomei Tometsu gehörte, aber diese stand bereits kurz vor der Auflösung. Daido Moriyama fand jedoch eine Anstellung als Assistent bei dem Fotografen und Filmproduzenten Eikoh Hosoe und half diesem bei der Verwirklichung des berühmten Bildbandes Barakei: Killed by Rose (später unter dem Titel Ordeal by Roses neu aufgelegt), für die der Schauspieler und Poet Yukio Mishima Modell stand. 1964 machte sich Daido Moriyama als Fotograf selbstständig und schuf zahlreiche Aufnahmen im Umfeld der US-amerikanischen Militärbasis in Yokosuka. Zu dieser Zeit begann auch die langjährige Freundschaft mit dem 2015 verstorbenen Fotografen und Kritiker Takuma Nakahira. 1968 veröffentlichte er seinen ersten Bildband Japan, ein Theater, zu dem Shuji Terayama und Muromachi Shobo die Texte verfasst hatten.
Intuitives Fotografieren ohne Sucher
Daido Moriyama interessierte sich zunächst für die dunklen Seiten urbanen Lebens, ihn zog es mit seiner Kamera in die im Schatten liegenden Gebiete, wo er das Verdrängte und das Verborgene sichtbar machen wollte. Später widmete er sich auch der Erforschung des Mediums Fotografie. Sein visueller Stil entsprach anfangs weitgehend dem der kleinen experimentellen Fotografie-Zeitschrift Provoke, an der er 1969 seit der zweiten Ausgabe mitarbeitete: Die in Schwarz-Weiß gehaltenen Aufnahmen sind rau und körnig, die Details verschwommen und unscharf. Für seinen Blick auf die Ränder der Gesellschaft, die Rotlichtmilieus und ganz einfach die Straßen der Stadt entwickelte er eine wegweisende Technik des intuitiven Fotografierens, bei dem er bewusst darauf verzichtete, durch den Sucher zu blicken, wenn er den Auslöser drückte. Dieser als revolutionär empfundene Ansatz beeinflusste viele junge japanische Fotografen und fand auch international viel Anklang. Daido Moriyama selbst empfing wichtige Inspiration durch seine Landsmänner Seiryu Inoue, Shomei Tomatsu und Eikoh Hosoe und die amerikanischen Künstler William Klein und Andy Warhol.
Nüchterner Blick auf die Fotografie
Daido Moriyama präsentierte seine Arbeiten gern in Bildbänden, von denen er seit 1968 über 150 Stück veröffentlichte. In den 1970er Jahren begann Daido Moriyama auch in Farbe zu fotografieren, aber dieser Teil seines Werkes wurde bedeutend seltener ausgestellt und rezipiert als die überaus erfolgreichen Schwarz-Weiß-Bilder, die er erst analog und später digital erstellte. Dabei war er sich selbst der Tatsache bewusst, dass dieser Wechsel einen radikalen Schnitt darstellte und seine späteren digitalen Aufnahmen nicht die Ausdruckskraft des analogen Frühwerks erreichten. Aber die Fotografie sei doch nichts weiter als Licht und Schatten, und die Kamera nur ein Kopiergerät, befand Moriyama, der alle Schwärmerei und die Mystifizierung seines Schaffens vehement ablehnte. Für seine Kunst erhielt Daido Moriyama Preise und Auszeichnungen, er war 1983 Fotograf des Jahres in seinem Heimatland Japan, bekam im Jahr 2004 den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie und 2019 den Hasselblad Foundation Award.
Daido Moriyama - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: