So wenig über das Leben von Jacob van Ruisdael bekannt ist, so beredt legt doch sein erhaltenes Werk Zeugnis ab von der reichen Begabung, die dem berühmtesten Spross einer angesehenen Malerfamilie geschenkt war. Auf seinen Landschaftsbildern waren Menschen nur Beiwerk, seine Leidenschaft galt der Natur, die er mit großer Dynamik und detaillierter Wucht inszenierte.
(...) WeiterlesenJacob van Ruisdael begann auf einem wohlbestellten Feld
Wohl um das Jahr 1628 herum wurde Jacob van Ruisdael in Haarlem geboren. Sein Weg zur Kunst war von Anfang an vorgezeichnet: Sein Vater Isaak und sein Onkel Salomon hatten sich bereits als Maler glänzende Namen gemacht und sorgten für fachkundigen Unterricht; das wohlhabende und prosperierende Haarlem bot dem jungen Mann aus gut situiertem Haus ein ideales Umfeld, um sich in Ruhe künstlerisch zu entfalten. Schon als 17-Jähriger konnte Jacob van Ruisdael deshalb auf ein stattliches Œuvre verweisen, das allerdings noch stark unter dem Einfluss seines Onkels und dessen Kollegen, den gleichsam etablierten Malern Pieter de Molijn und Cornelis Vroom stand. Es dauerte jedoch nicht lange, bis der junge Jacob seinen eigenen Stil entwickelte, der sich durch starke Kontraste und eine hohe Kraft im Ausdruck von den übrigen Werken seiner Zeit abhob.
Die Natur als Quelle vielschichtiger Symbolik
Im Gegensatz zu seinem berühmten Onkel Salomon liebte Jacob van Ruisdael das Reisen, das ihm so zahlreiche Anregungen schenkte. Er unternahm sie mit dem befreundeten Maler Nicolaes Berchem ins deutsch-niederländische Grenzgebiet und bisweilen darüber hinaus. Viele der dabei gesammelten Eindrücke fanden sich in den Bildern Ruisdaels wieder, doch beschränkte er sich in seiner Kunst so gut wie nie auf das, was er sah, sondern ging in seiner Schöpferkraft häufig darüber hinaus. Seine Bilder waren Kompositionen aus Bekanntem, dessen einzelne Elemente der Künstler zu einem neuen Gesamtbild zusammenfügte, das aus der steten Spannung zwischen Ruhe und Bewegung eine ganz eigene Dynamik gewann. Dazu kam eine mit den Jahren immer stärker ausgeprägte Symbolik, die noch nicht gänzlich erschlossen ist: Aus der Beschaffenheit vieler Bäume, Häuser oder Formationen lassen sich jenseits aller Gegenständlichkeit tiefere Bedeutungsansätze ausmachen. Gleichzeitig wurde Jacob van Ruisdael niemals symbolisch-abstrakt, sondern bestach im Gegenteil durch die penible Sorgfalt seiner Darstellung, der eine scharfe Beobachtungsgabe zugrunde lag.
Maßstab und Vorbild für ganze Maler-Generationen
Seit dem Jahr 1678 ist der Maler Jacob van Ruisdael auch als promovierter Arzt bezeugt, inwieweit er diesen Beruf tatsächlich ausübte, ist in der Forschung umstritten. Fest steht, dass seine Produktivität in den letzten Jahren seines Lebens stark zurückging – ob dieser Umstand einer Tätigkeit als Arzt oder der schlechter werdenden Gesundheit geschuldet ist, muss offenbleiben. Auch der genaue Zeitpunkt seines Todes ist nicht bekannt, aber sehr wahrscheinlich starb Jacob van Ruisdael im Frühjahr 1628 in Amsterdam und wurde am 14. März desselben Jahres in seiner Heimatstadt Haarlem begraben. Verheiratet war Ruisdael nicht, er hinterließ auch keine Kinder, aber sein umfangreiches Werk wurde unaufhörlich kopiert und verbreitet, sodass sein Name erheblichen Nachruhm erfuhr. Sein Einfluss erstreckte sich bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, kein späterer Landschaftsmaler kam an seinem bildgewaltigen Vermächtnis vorbei. Noch heute werden für Bilder von Jacob van Ruisdael Preise in achtbarer Höhe bezahlt, viele seiner Werke befinden sich für Sammler unerreichbar in einigen der wichtigsten Museen der Welt.
Jacob van Ruisdael - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: