Cindy Sherman - Erste Erfolge mit den "Filmen ohne Titel"
Als Cindy Sherman am 19. Januar 1954 in Glen Ridge, New Jersey geboren wurde, stand der Name Cynthia Morris auf ihrer Geburtsurkunde. Die kleine Cynthia war das jüngste von fünf Kindern und wuchs in Huntington, New York auf. Ihre Mutter arbeitete als Lehrerin, ihr Vater, ein Ingenieur, war begeisterter Kamerasammler, sodass Cindy Sherman schon früh mit der Fotografie in Kontakt kam. Ein Studium der Fotografie und Malerei lag also nahe, das die 18-jährige Künstlerin dann auch in Buffalo und New York aufnahm. 1977 feierte Cindy Sherman ihre Premiere mit den "Untitled Films", einer Serie von Schwarz-Weiß-Fotos, auf denen sie sich selbst im Stil von Szenenfotos aus Film- und Fernsehproduktionen inszenierte. Noch als Studentin begründete sie in Buffalo mit ihren Freunden Robert Longo und Charles Clough die Galerie "Hallwalls", die noch heute Bestand hat. In den 1980er-Jahren experimentierte Cindy Sherman auch immer häufiger mit Farbfotografien. Der internationale Durchbruch ließ nicht lange auf sich warten, schon 1982 durfte sie an der Documenta 7 in Kassel teilnehmen, weitere Ausstellungen folgten.
Die Schönheit im Hässlichen
Nichts für schwache Nerven waren die teils heftigen Kompositionen aus Blut, Fleisch und Verwesung, die Cindy Sherman als lustvolles Spiel mit Ekel und Hässlichkeit inszenierte. Insbesondere ihre Serie "Disasters" verstörte von 1985 bis 1989 viele Betrachter mit einer Flut aus Körpern, Ausscheidungen, Abfall, Prothesen, Schimmel und Ratten. Weniger drastisch fielen ihre "History Portraits" aus, für die sie sich an den Bildern alter Meister, vornehmlich Caravaggio, orientierte. Aber auch hier behielt die Künstlerin ihre eigene Note, indem sie das Make-up absichtlich ungenau auftrug und nackte Brüste lediglich in Form von umgeschnallten Prothesen darstellte. Mit den "Sex Pictures" (auch "Mannequin Pictures") durchbrach Cindy Sherman wieder überkommene Konventionen, indem sie als Modelle Crash Test Dummies, Schaufensterpuppen und wieder Prothesen in sexuellen Stellungen inszenierte. Der übertriebene Zoom und das grotesk unpassende Arrangement auf Samt und Satin verlieh den Bildern eine eigene Aura aus Faszination und Abscheu.
Die Künstlerin inszeniert sich selbst
Das bevorzugte Modell von Cindy Sherman blieb aber die Künstlerin selbst, die sich immer wieder neu in aufwendiger und dramatischer Kostümierung selbst in Szene setzte. In der Auswahl ihrer Rollen zeigte sie sich dabei äußerst vielseitig: Hure, Hausfrau, Heilige und nahezu das gesamte Spektrum zwischen diesen Extremen füllte sie mit Leidenschaft und Souveränität aus. Andy Warhol attestierte ihr einmal, sie habe das Zeug zu einer großen Schauspielerin, Sherman selbst hielt sich jedoch für zu schüchtern. Sie war zweimal verheiratet, beide Male mit demselben Mann: die Ehen mit dem Videokünstler Michael Auder wurden jedoch wieder geschieden, heute ist sie mit dem Musiker David Byrne liiert, die Künstlerin hat keine Kinder. Längst werden für die Werke von Cindy Sherman Preise in sechsstelliger Höhe bezahlt. Im Jahr 2012 widmete das Museum of Modern Art in New York der Künstlerin eine umfassende Retrospektive.
Cindy Sherman - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: