Louis Stettner

Louis Stettner wurde am 7. November 1922 in Brooklyn, New York geboren. Er war eines von vier Kindern eines Tischlers und erlernte von seinem Vater dessen Handwerk, das ihm später die nötige finanzielle Sicherheit gab, um seine künstlerischen Interessen voranzutreiben. Schon als Kind erhielt er eine Kamera geschenkt, mit der er als begeisterter Autodidakt seine ersten fotografischen Versuche unternahm. Seine Familie besuchte häufig verschiedene Museen, darunter das Metropolitan Museum of Art, in dem Louis Stettner seine allgemeine Liebe zur Kunst entdeckte. Als 18-Jähriger trat Stettner in die United States Army ein, wo er als Fotograf für das Signal Corps zuerst in Europa und dann in Neuguinea, auf den Philippinen und in Japan tätig war. Nach dem Krieg wurde Louis Stettner Mitglied der Photo League in New York und besuchte 1946 zum ersten Mal Paris. Die französische Hauptstadt mit ihrer lebendigen Kulturszene machte so großen Eindruck auf den jungen Amerikaner, dass er bereits im Folgejahr 1947 ganz nach Paris zog, um dort seine Künstlerlaufbahn zu starten.

Louis Stettner studierte von 1947 bis 1949 am Institut des Hautes Études Cinématographiques in Paris und beschloss sein Studium mit dem Bachelor of Arts. In den folgenden zwei Jahrzehnten erarbeitete er sich nicht nur eine beträchtliche fotografische Reputation, sondern pendelte auch unentwegt zwischen Paris und seiner ursprünglichen Heimatstadt New York hin und her. Als Fotograf widmete sich Louis Stettner zunächst dem schwierigen Wiederaufbau der Stadt in der Nachkriegszeit. 1947 organisierte er im Auftrag der New Yorker Photo League eine Ausstellung französischer Fotografen und präsentierte unter großem Medienecho von Fotografen wie Édouard Boubat (1923–1999), Brassaï (1899–1984), Robert Doisneau (1912–1994), Izis (1911–1980) und Willy Ronis (1910–2009). 1949 konnte er seine erste eigene Ausstellung im »Salon des Indépendants« der Bibliothèque Nationale bespielen. Auch in Deutschland wurde man auf Louis Stettner aufmerksam nahm seine Arbeiten 1951 in die berühmte Ausstellung »Subjektive Fotografie« auf.

Louis Stettner fotografierte über sechs Jahrzehnte lang die Städte Paris und New York, in denen er den Großteil seines Lebens verbrachte. Dabei widmete er sich nicht nur den berühmten Wahrzeichen der Metropolen, sondern nahm besonderen Anteil an der Arbeiterklasse und ihrem Alltag. Wenn er die Menschen in ihrem natürlichen Umfeld und allen Höhen und Tiefen ins Bild setzte, dann tat er das mit großem Einfühlungsvermögen und in würdevoller Manier. Ein Freund und Vorbild Louis Stettners war Paul Strand (1890–1976), der unter dem Druck der politischen Verhältnisse in der McCarthy-Ära ebenfalls nach Paris gekommen war. In den 1990er Jahren folgte Stettner Strands Beispiel und nutzte eine großformatige Kamera. Neben seinen Stadtaufnahmen fotografierte Stettner auch Stillleben und Landschaftsbildern, wobei er eine Vorliebe für die Alpilles in der Provence entwickelte, die Vincent van Gogh (1853–189) häufig gemalt hatte.

Louis Stettner starb am 13. Oktober 2016 in Saint-Ouen, Frankreich.