Graham Sutherland

Graham Sutherland - Erst Eisenbahn, dann Kunstexpress: Vom Ingenieur zum Maler

Graham Sutherland wurde am 24. August 1903 im Londoner Stadtteil Streatham geboren. Der Sohn eines Rechtsanwalts besuchte eine Knabenschule in Sutton und im Anschluss das Epsom College in Surrey, das er im Jahr 1919 verließ. Zunächst schlug Graham Sutherland eine kunstferne Laufbahn ein, ließ sich bei der Midland Railway in Derby zum Ingenieur ausbilden. Bereits während seiner Schulzeit hatte er sich aber mit großem Interesse der Malerei gewidmet, und der immer stärker werdende Wunsch, Künstler zu werden, führte schließlich zu einem Studium am Goldsmiths College. Dabei lag sein Hauptaugenmerk auf den verschiedenen grafischen Techniken, in denen er es bald zu so großer Meisterschaft brachte, dass er selbst vom Schüler zum Lehrenden wurde. 1926 konvertierte Graham Sutherland zum Katholizismus, ein Jahr später heiratete er Kathleen Barry und wechselte als Lehrer an die Chelsea School of Art. Obwohl er sich bereits als Student einen Namen als Grafiker machte, begann er erst ab Mitte der 1930er Jahre seine eigentliche künstlerische Tätigkeit.

Surrealistische Kriegsschrecken, Freundschaft mit Francis Bacon

Graham Sutherland zeigte sich zu Beginn seiner malerischen Laufbahn vor allem von den Werken des modernen Malers Paul Nash beeinflusst. Sein bevorzugtes Motiv waren Landschaften, wobei ihn vor allem die düstere Ödnis von Mooren und Steinfeldern in Cornwall und Pembrokeshire faszinierte. Dabei benutzte er die natürliche Formation der gezeigten Landschaft als lediglich als Ausgangspunkt, den er nicht naturgetreu wiedergab, sondern abstrahierte – mitunter bis hin zur Grenze an den Surrealismus. Folgerichtig beteiligte er sich 1936 an der Internationalen Surrealismus-Ausstellung in seiner Heimatstadt London. Der britische Kunsthistoriker Kenneth Clark empfahl Graham Sutherland als offiziellen Kriegsmaler für den Zweiten Weltkrieg. Während dieser Phase entstanden zahlreiche Werke, die in dunklen Farben die unwirklichen Schreckenswelten aus Tod und Vernichtung zeigten. Eine enge Freundschaft verband Graham Sutherland mit Francis Bacon; beide Künstler stellten einige Male gemeinsam aus und Sutherlands Malstil wies in den 1950er Jahren einen deutlichen Einfluss Bacons auf. Letztlich war es Sutherland, der Bacon der Galeristin Erica Brausen vorstellte, die mit ihrer berühmten Hanover Gallery für dessen Durchbruch sorgte.

Prägender Aufenthalt in Südfrankreich, umfassende Arbeit als Porträtmaler

Graham Sutherland erhielt bereits 1941 seine erste Retrospektive, die er sich allerdings mit seinen Kollegen Henry Moore und John Piper teilen musste. 1944 bestellte der Vikar und große Mäzen der religiösen Kunst Walter Hussey ein Kreuzigungsbild, das zu Sutherlands erstem großen Werk über ein religiöses Thema wurde. Ein wichtiger Meilenstein stellte 1946 Graham Sutherlands erste Ausstellung in New York dar, auf die ein prägender mehrjähriger Aufenthalt in Südfrankreich folgte, während dem er Pablo Picasso und Henri Matisse kennenlernte. Ende der 1950er Jahre widmete sich Sutherland zunehmend der Porträtmalerei, wobei vor allem das berühmte Porträt von Winston Churchill zu nennen ist, das von der Kunstkritik wohlwollender aufgenommen wurde als von dem Porträtierten selbst. Der Premierminister befand, es lasse ihn schwachsinnig wirken, seine Frau billigte ausdrücklich die Zerstörung durch die Privatsekretärin – in den Augen des entsetzten Künstlers ein Akt von Vandalismus. Von dem fraglichen Bild sind nur noch Vorarbeiten und eine Kopie erhalten.

Graham Sutherland starb am 17. Februar 1980 in London.