Luc Tuymans

Die Kunst öffnete Luc Tuymans eine Tür in die Freiheit

Luc Tuymans wurde 1958 in Mortsel in Belgien geboren, verbrachte seine Kindheit aber in Amsterdam. Als prägend empfand der Künstler in seinen frühen Jahren die innerfamiliären Konflikte, die von einer unterschiedlichen Positionierung während des Zweiten Weltkriegs herrührten: Während die Familie der Mutter im Widerstand gekämpft hatte, war die Familie des Vaters aufseiten der Nationalsozialisten gewesen. Während seiner Schulzeit wurde er zudem von seinen Mitschülern geschmäht und körperlich angegangen. Luc Tuymans flüchtete sich vor diesen äußeren Missständen in seine eigene Welt und wandte sich der Kunst zu. Um diesen Weg im Beruf fortzusetzen, studierte er von 1976 bis 1982 zunächst Freie Kunst und im Anschluss bis 1986 Kunstgeschichte. In den 1980er-Jahren schuf er seine ersten eigenständigen künstlerischen Werke, wobei er schon damals deutlich machte, dass er nicht bereit war, sich an die vorherrschenden Strömungen zu halten: Entgegen aller Gepflogenheiten der Zeit widmete sich Tuymans bewusst der figurativen Darstellung.

Die bewusste Infragestellung überkommener Perspektiven

Luc Tuymans bewies bereits mit seinem Frühwerk ein ausgeprägtes Gespür für Ästhetik und wusste durch eine ausdrucksstarke Bildsprache zu begeistern. Charakteristisch sind neben dem geradezu anachronistischen Festhalten an figurativen Inhalten eine reduzierte Farbgebung und Unmittelbarkeit der Wiedergabe. Mit seinen Bildern näherte sich Tuymans ganz verschiedenen Ereignissen aus Historie und aktueller Tagespolitik, behandelte, was ihm wichtig schien und stellte durch seine Interpretationen die Authentizität der Bildmedien und ihrer Überlieferung infrage. Durch eine gekonnte Verschiebung der Perspektive gelingt es Luc Tuymans bis heute, das an sich Vertraute in einen neuen Kontext zu rücken und vermeintliche Gewissheiten auf den Prüfstand zu stellen. Dabei bedient er sich stilistisch den etablierten Gattungen, malt Landschaften, Interieurs, Szenen und Porträts – und doch gelingt es ihm immer wieder, eigene Akzente zu setzen, mit kreativen Ideen und Querverbindungen zu überraschen. Oft wohnt seinen Bildern eine geheimnisvolle Unruhe inne, die sich auf den ersten Blick nicht zuordnen lässt – und manchmal auch nicht auf den zweiten.

Mit schwerer Kost zu einem gefeierten Star der Kunstszene

Luc Tuymans scheut in seiner künstlerischen Arbeit nicht vor den großen und schweren Themen zurück. Gegenstand seiner frühen Arbeiten war der Holocaust, später behandelte er die Verbrechen der Kolonialmächte im Kongo und die Terroranschläge auf das World Trade Center. Für seine Kunst erhielt Luc Tuymans Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 2007 der Leopoldsorden seiner Heimat Belgien. Er präsentierte seine Werke im Belgischen Pavillon der Biennale di Venezia im Jahr 2001 und nahm zweimal an der Documenta in Kassel teil. Mit diesen vielbeachteten Auftritten etablierte sich Tuymans endgültig als einer der gefragtesten Künstler seiner Generation, der jüngere Maler wie Eberhard Havekost und Wilhelm Sasnal inspirierte. Seit Mai 2018 ist Tuymans Mitglied der Berliner Akademie der Künste.

Luc Tuymans lebt und arbeitet heute in Antwerpen.