Albert Weisgerber

Albert Weisgerber lernte von den Besten

Albert Weisgerber wurde am 21. April 1878 als Sohn der Bäcker- und Wirtsleute Peter und Elisabeta Weisgerber im saarländischen St. Ingbert geboren. Möglicherweise rührte daher seine lebenslange Vorliebe für Biergärten, die er auch künstlerisch in einer Vielzahl von Gemälden ausdrückte. 1894 begann Albert Weisgerber in Frankfurt eine Lehre als Dekorationsmaler, zog aber noch im selben Jahr nach München an die Kunstgewerbeschule. Von 1897 bis 1901 studierte er bei Gabriel Hackl und Franz von Stuck an der Akademie der Bildenden Künste. Als Meisterschüler Franz von Stucks lernte er die Größen der damaligen Kunstszene kennen: Mit Paul Klee, Wassily Kandinsky, Max Slevogt und anderen namhaften Künstlern pflegte er eine andauernde Freundschaft. Seit 1897 bestritt er seinen Unterhalt als Zeichner für die Kunst- und Literaturzeitschrift "Die Jugend", eine Tätigkeit, die er bis 1913 beibehielt. In München gehörte er der Secession an, als deren Erster Präsident er später eine Führungsrolle für die künstlerische Avantgarde ausfüllte, und beteiligte sich an der Gründung des Vereins "Sturmfackel". In seiner ersten Ausstellung durfte er frühe, noch dem Realismus zuneigende Studien präsentieren. 1902 musste Weisgerber auch seinen Militärdienst in München ableisten; die berühmte Serie von impressionistischen Biergarten-Bildern entstand allerdings nicht in Bayern, sondern während seiner häufigen Besuche in seiner Heimatstadt St. Ingbert.

Reisen nach Paris als bedeutender Impuls

Tiefen Eindruck auf Albert Weisgerber machten die wiederholten Reisen nach Paris, die er für die Zeitschrift "Jugend" zwischen 1905 und 1907 unternahm. Geradezu euphorisch schrieb er an seinen früheren Kommilitonen, den Werbezeichner Gino von Finetti, dass eine solche Reise jedem jungen Maler anzuraten sei. In dieser Zeit malte Albert Weisgerber fast alles, was in sein Sichtfeld geriet: In erster Linie waren das Porträts von Menschen, denen er begegnete, aber auch zahlreiche interessante Lokalitäten, Cafés, Varieté-Theater und mehr, hielt der Künstler im Bild fest. Die großen Pariser Maler beeinflussten das Werk des jungen deutschen Künstlers: Paul Cézanne, Henri de Toulouse-Lautrec und El Greco führten Albert Weisgerber hin zu einer helleren Farbpalette, zu großflächigen und dekorativen Darstellungen. Im Jahr 1906 kam schließlich der große Durchbruch: Das Interesse der Städtischen Galerie Frankfurt und der Münchner Pinakothek verschafften Albert Weisgerber die ersehnte internationale Aufmerksamkeit. Ein Jahr später heiratete er die jüdische Bankierstochter Margarete Pohl, die er 1904 in München kennengelernt hatte.

Früher Tod und drohendes Vergessen

Am 10. Mai 1915 riss ein früher Tod in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs Albert Weisgerber aus dem Leben und verbannte sein Werk aus der öffentlichen Wahrnehmung. Dafür sorgten nicht zuletzt die Nationalsozialisten, denen moderne Kunst grundsätzlich als "entartet" galt. Weil sie das Werk des Kriegshelden Weisgerber aber nicht vernichteten, sondern auf Auktionen versteigerten, konnte der Bürgermeister seiner Heimatstadt St. Ingbert einen beträchtlichen Teil des Nachlasses erwerben und der Nachwelt erhalten. Heute ist Albert Weisgerber in der Kunstwelt ein fester Begriff, in seinem Namen wird regelmäßig einer der renommiertesten und höchstdotierten Kunstpreise des Saarlands vergeben, sein 100. Todestag wurde mit verschiedenen Ausstellungen gewürdigt.