Ludwig Windstosser war ein gefeierter Industriefotograf im Westdeutschland der Nachkriegszeit, geriet nach seinem Tod aber weitgehend in Vergessenheit. Seit der Jahrtausendwende erfolgte eine zaghafte Wiederentdeckung des von Neuem Sehen und Neuer Sachlichkeit geprägten Fotokünstlers.
(...) WeiterlesenLudwig Windstosser fand im Krieg zur Fotografie
Ludwig Windstosser wurde am 19. Januar 1921 in München geboren. Der Sohn eines Handelsvertreters besuchte in Berlin ein Realgymnasium und absolvierte im Anschluss von 1937 bis 1940 in Stuttgart bei der Robert Bosch GmbH eine Lehre zum Mechaniker. 1940 wurde er an der Hochschule Esslingen aufgenommen. Der Zweite Weltkrieg und die Einberufung zum Militärdienst verhinderten zunächst sein weiteres Fortkommen; als Artillerist wurde er an die Ostfront in Russland geschickt. Hier versuchte sich Windstosser zum ersten Mal als Amateurfotograf und entdeckte seine Liebe zur Fotografie. Eine Kriegsverletzung ermöglichte ihm 1944 die vorzeitige Rückkehr in die Heimat, wo er bei Bosch Kurse für technisches Zeichnen besuchte. Bei dieser Gelegenheit traf er auf seine spätere Frau Ingrid Lischke (1922–2015), die bei Bosch als technische Zeichnerin angestellt war. 1945 musste Ludwig Windstosser noch einmal als Soldat nach Schlesien gehen.
Lehrzeit bei Lazi und Experimente mit fotoform
Ludwig Windstosser begann nach dem Zweiten Weltkrieg eine Ausbildung bei dem Stuttgarter Fotografen Adolf Lazi (1884–1955), Gründer und Inhaber der Internationalen Schule für Höhere Fotografie. Während dieser Zeit gründete er mit einigen Künstlerfreunden die Gruppe fotoform. Zunächst waren es die sechs jungen Fotografen Peter Keetman (1916–2005), Siegfried Lauterwasser (1913–2000), Wolfgang Reisewitz (1917–2012), Toni Schneiders (1920–2006) und Otto Steinert (1915–1978), nach zwei Jahren erweiterten Heinz Hajek-Halke (1898–1983) und Christer Strömholm (1918–2002) den Kreis auf acht Mitglieder. Unter ausdrücklichem Bezug auf die fotografischen Ansätze der 1920er und 1930er Jahre erstellte die Gruppe einen eigenen Katalog an Kriterien, was moderne Fotografie auszumachen habe. An der von seinem Kollegen Steinert initiierten Bewegung Subjektive Fotografie beteiligte sich Ludwig Windstosser nur kurz; bereits 1953 verließ er auch die Gruppe fotoform und ging als freischaffender Industriefotograf eigene Wege.
Erfolge mit einer neuen fotografischen Ästhetik
Ludwig Windstosser zeichnete sich durch ungewöhnliche Perspektiven und Bildausschnitte aus und versuchte sich auch immer wieder an experimentellen Aufnahmen. Seit den 1950er Jahren lag sein Fokus auf industriellen Motiven, die er vorwiegend in Schwarz-Weiß und mit versiertem Licht- und Schattenspiel fotografierte. Daneben entstanden auch Bilder von Menschen, Städteporträts und Landschaften, mal mehr, mal weniger künstlerisch ausgeprägt. Windstosser erhielt zahlreiche Aufträge von Firmen aus der Stahl-, Chemie-, Pharma- und Montanindustrie. Mit Franz Lazi (1922–1998), dem Sohn seines Lehrers Adolf Lazi, und Walter E. Lautenbacher (1920–2000) gründete er den BFF Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter.Für sein fotografisches Werk erhielt Ludwig Windstosser Preise und Auszeichnungen, darunter 1951 den 3. Preis bei einem internationalen Fotowettbewerb der Schweizer Zeitschrift Camera und 1964 eine Ehren-Plakette auf der Jahresschau des Centralverbands des Deutschen Fotografenhandwerks. Aufgrund seiner Krebserkrankung konnte Ludwig Windstosser in den letzten Monaten seines Lebens nur eingeschränkt arbeiten und überließ darum mehrere Aufträge seinem Sohn Peter Windstosser (1953–2000).
Ludwig Windstosser starb am 3. Juni 1983 in Stuttgart.
Ludwig Windstosser - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: