Lot 34 Dα

Erst 1950, im Alter von 58 Jahren, fand Adolf Fleischmann zu seinem individuellen malerischen Ausdruck - der Name des Künstlers ist seitdem untrennbar mit seinem homogenen, in sich geschlossenen Spätwerk verbunden. Vertikal und horizontal gesetzte Strichlagen, ergänzt durch flächige Winkelformen, sind die Bausteine, aus denen er seine rein abstrakten Kompositionen entwickelte. Fleischmann arbeitete mit Verschiebungen und Verdichtungen, ovale oder rhombische Formen dienen den Strichlagen als Gerüst oder bildinterne Rahmung. Diese seriellen Elemente sind jedoch nicht in technischer Perfektion erstarrt, sondern lassen, freihändig gesetzt, den malerischen Duktus erkennen. Leichte Unregelmäßigkeiten im Farbauftrag und der Linienführung versetzen sie in sachte Schwingungen. Die reduzierten Farbschemata, die den Bildraum bestimmen, werden durch vereinzelte kontrastierende Strichlagen aufgelockert.
„Die Bildfläche ist Vibrationsraum der Farbe. Die exakte Planimetrie des Bildgrundes gliedert den Takt und dirigiert die Ton-Clusters der Farbharmonie. Mit Kandinsky, der immer danach gesucht hat, in der Malerei ‚ebensolche Kräfte wie sie die Musik besitzt' zu inszenieren, lässt sich sagen, dass Fleischmann den ‚inneren Klang' der Farbe erfahrbar machen wollte, indem er - wie Kandinsky und nach ihm die Konstruktivisten - die künstlerischen Mittel ganz von jeglichem Bezug auf äußere Gegenstände befreit.“ (Christina Weiß, in: Adolf Fleischmann. Retrospektive, Ausst. Kat. Moderne Galerie des Saarland-Museums, Saarbrücken 1987, S. 15).