Max Liebermann - Die Grosse Seestraße in Wannsee mit Spaziergängern - image-1

Lot 257 D

Max Liebermann - Die Grosse Seestraße in Wannsee mit Spaziergängern

Auktion 979 - Übersicht Köln
31.05.2011, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 130.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 205.700 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Karton 27,7 x 42,1/ 42,8 cm, gerahmt. Unten links schwarz signiert M Liebermann. - Entlang der Oberkante, im Bereich der alten Rahmung, mit geringfügigen restauratorischen Retuschen.

Nicht bei Eberle

"Das Bild zeigt eine Allee mit Spaziergängern und zwei Pferdekutschen. Da die Strasse auf beiden Seiten von Zäunen begleitet wird, befinden wir uns nicht auf einer der Alleen im Berliner Tiergarten, sondern auf der Grossen Seestrasse in Wannsee, an die auch Liebermanns Sommerhaus grenzt. An Sommer Sonntagen waren hier viele Besucher unterwegs, teils um die prächtigen Gärten der begüterten Anwohner zu bewundern, teils um in einem der vielen Gartenrestaurants auszuruhen oder auf der Suche nach einem Picknickplatz im angrenzenden Wald am Wasser.
Liebermann malte in Wannsee mehr als 200 Ansichten aus seinem eigenen Garten und vielfach auch die Straßen, an die sein Grundstück grenzte. Bis zum Sommer 1914 war er jeden Sommer in die Niederlande gefahren, um dort zu malen. Nach dem Kriegsausbruch verbrachte er mit seiner Familie die Sommermonate in Wannsee - woraus sich die große Zahl von Bildern erklärt, die er in der unmittelbaren Nachbarschaft aufnahm.
Kaum eines dieser Bilder ist datiert. Doch im vorliegenden Fall hilft ein glücklicher Zufall weiter. Die Ansicht der Seetrasse (heute "Am Grossen Wannsee"), die dem vorliegenden Bild am nächsten kommt, ist '1921' datiert." (Matthias Eberle, Berlin, aus seinem Gutachten, vgl. Eberle 1921/46).
Das bisher unbekannt gebliebene Gemälde mit seiner reichen Figurenstaffage ist ein vollendetes kleines Beispiel der Kunst Max Liebermanns. In der ausgerichteten Tiefenperspektive der verschatteten Allee spielen die durch das Laub gefilterten Sonnenstrahlen auf dem dunklen Grund als pastose helle Farbflächen. Den Hüten, den weissen Kleidern und Blusen der Damen, den Schultern, den Kragen und sommerlich baren Köpfen der Herren werden atmosphärische Glanzlichter aufgesetzt. Weitere sparsame aber markante Farbtupfer, etwa ein heiteres Rosé, ein intensives Orange, schaffen Kontraste. Der Eindruck lebendiger Bewegung entsteht nicht nur durch das motivische Vor- und Zurück der ziehenden Kutschen und Spaziergänger, sondern auch durch die kunstvolle Verteilung dieser diffusen und flirrenden Lichter, die das gestreckte Querformat kunstvoll und flüssig zusammenbinden.

Werkverzeichnis

nicht bei Eberle

Zertifikat

Mit einem Gutachten von Matthias Eberle, Berlin, vom 7. März 2011; das Werk wird in den Nachtrag zum Werkverzeichnis der Gemälde von Max Liebermann unter der Nummer 1921/46a aufgenommen.

Die Kopie einer älteren Fotoexpertise von Heinrich Brauer, Berlin, vom 22.7.1976 (IHK Berlin), beiliegend (mit irriger Datierung und motivischer Zuordnung).

Provenienz

Ehemals Privatsammlung Rheinland, Ende der 1960er Jahre höchstwahrscheinlich aus Privatbesitz Bonn erworben; seitdem in Familienbesitz