Manuel Álvarez Bravo

Manuel Álvarez Bravo - Der frühe Tod des Vaters beendete die Kindheit

Manuel Álvarez Bravo wurde am 4. Februar 1902 in Mexiko-Stadt geboren. Bereits sein Großvater hatte als Porträtmaler gearbeitet und auch fotografiert, und auch sein Vater pflegte neben dem eigentlichen Brotberuf des Lehrers die Malerei und die Fotografie als private Leidenschaften. Das Interesse an der Kunst der Fotografie wurde Manuel Álvarez Bravo darum schon im Kindesalter nahegebracht. Eine prägende Kindheitserfahrung war der majestätische Anblick der Kathedrale von Mexiko-Stadt, in deren Schatten die Familie lebte – und im Kontrast dazu der Ausbruch der mexikanischen Revolution, während der er mit dem Lärm von Gewehrfeuer und dem Anblick toter Leiber konfrontiert wurde. Manuel Álvarez Bravo vergaß diesen Anblick nie und nahm ihn in seinem künstlerischen Schaffen immer wieder auf. Der unerwartet frühe Tod des Vaters und die daraus resultierenden schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse machten es notwendig, dass er seinen Beitrag zum Familieneinkommen leistete, die Schule verließ und im Alter von 12 Jahren eine Anstellung in einer Textilfabrik annahm.

Freundschaft mit Tina Modotti und Edward Weston

Manuel Álvarez Bravo gelang es mit Fleiß und Disziplin, trotz der widrigen Verhältnisse ein Studium an der Akademie von San Carlos zu bewerkstelligen. Tief beeindruckt zeigte er sich von einem Treffen mit dem deutschstämmigen Fotografen Ernst Hugo Brehme, den er zu seinem unmittelbaren Vorbild erkor. Nur ein Jahr später kaufte er sich seine erste Kamera. Er beschäftigte sich mit der Bildsprache der abstrakten Malerei und des Kubismus; sein primäres Interesse galt aber der Fotografie. Die Fotografin Tina Modotti zeigte sich von seinem Talent angetan, stellte ihn zahlreichen wichtigen Intellektuellen und Fotografen in Mexiko-Stadt vor, darunter Diego Rivera, Frida Kahlo und Edward Weston, der Manuel Álvarez Bravo in seinem Entschluss, Fotograf zu werden, sehr bestärkte. 1930 folgte er seiner Mentorin Modotti als Fotograf bei dem Magazin Mexican Folkway nach. Im Folgejahr gewann er seinen ersten Preis. 1935 stellte er gemeinsam mit Henri Cartier-Bresson aus. Der Surrealist André Breton zeigte sich von Bravos Arbeit angetan und machte sie in Frankreich bekannt. Für Breton schuf Bravo sein berühmtes Bild La buena fama durmiendo, das die mexikanischen Behörden wegen der dargestellten Nacktheit zensierten – es fand dennoch unaufhaltsam weite Verbreitung.

Einflussreiche Ikone der Kunstfotografie

Manuel Álvarez Bravo war dreimal verheiratet; alle seine Frauen arbeiteten selbst als Fotografinnen: Lola Álvarez Bravo, Doris Heyden und Colette Álvarez Urbajtel. Als Lehrer zeichnete er für die Ausbildung nahezu aller Fotografen der nachfolgenden Generation verantwortlich, darunter Héctor Garcá, Nacho López und Graciela Iturbide. Zu den wichtigsten Arbeiten Manuel Álvarez Bravos gehören Fotoserien mit sozialkritischem Ansatz. Charakteristisch für seine Bilder ist eine klare und akzentuierte Formensprache. Große Erfolge feierte er in den USA, wo er häufig für die einflussreiche Filmindustrie arbeitete. Für sein beeindruckendes Werk erhielt Manuel Álvarez Bravo Preise und Auszeichnungen, darunter 1984 der begehrte Hasselblad Foundation Award.

Manuel Álvarez Bravo starb am 19. Oktober 2002 in seiner Geburts- und Heimatstadt Mexiko-Stadt. Sein Nachlass wurde im Jahr 2017 von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt.