Aufgewachsen in einer Zerrwelt aus Verführung und Verwerfung widmete sich Francis Bacon mit seiner Kunst dem Ungestalten, Deformierten, das er ins Licht rückte; er zeigte menschliche Isolation und innere Zerrissenheit, verstand die Existenz als Qual und türmte Berge aus blutigem Fleisch; er brachte Münder zum Schreien und schöpfte aus der Hoffnungslosigkeit Inspiration und Lebensmut.
(...) WeiterlesenFrancis Bacon - Gewalt und Ausschweifungen prägten Kindheit und Jugend
Francis Bacon wurde am 28. Oktober 1909 als zweites von fünf Kindern in Dublin geboren. Er wuchs im Spannungsfeld zwischen seinem als gewalttätig geltenden Vater, einem ehemaligen Soldaten, und seiner gebildeten, geselligen Mutter auf. Seinen Namen verdankte er tatsächlich dem englischen Politiker und Philosophen Sir Francis Bacon, von dem seine Familie nach Überzeugung des Vaters abstammte. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste Francis Bacon mehrere Wohnortwechsel bewältigen, weil sein Vater wieder für das Kriegsministerium arbeitete; dabei blieb der Junge weitgehend sich selbst überlassen und erhielt keine geregelte Schulbildung. Aus einem Internat flüchtete er nach wenigen Wochen; während des Osteraufstands der radikalen Sinn-Féin-Partei lebte er in Irland in einem mit Sandsäcken verbarrikadierten Haus. Als sein Vater den homosexuellen Bacon dabei überraschte, wie er die Dessous seiner Mutter anprobierte, warf er ihn kurzerhand aus dem Haus. Nachdem Francis Bacon sich in London mit Gelegenheitsarbeiten durchgeschlagen hatte, gab ihn sein Vater schließlich in die Obhut eines ehemaligen Kriegskameraden. Dieser verkehrte jedoch selbst in zweifelhaften Kreisen und zog den jungen Francis in einen Strudel aus Alkohol, Glücksspiel und Verführungen, dem der Künstler ein Leben lang nicht mehr entkam.
Erwachendes Interesse an der Kunst, erste Aquarelle und Zeichnungen
Während einer Paris-Reise schuf Francis Bacon erste Aquarelle und Zeichnungen, interessierte sich aber nicht für den Besuch einer Kunstschule. Geld verdiente er mit gelegentlichen Arbeiten als Designer und Innendekorateur. In dieser Zeit besuchte er zahlreiche Ausstellungen, insbesondere eine Werkschau von Pablo Picasso in der Galerie Paul Rosenberg beeindruckte ihn stark. Weiteres Interesse galt der Kunst von Joan Miró, Giorgio di Chirico, Fernand Legér und Max Ernst. Bald besaß er sein erstes Atelier, entwarf Teppiche und Möbel und begann, Ölbilder zu malen. Abgesehen von dem australischen Maler Roy de Maistre, der ihm den richtigen Umgang mit der Ölfarbe beibrachte, besaß Francis Bacon zeitlebens keine Lehrer. Weil seine künstlerische Betätigung ohne Resonanz blieb, nahm er wieder verschiedene kunstferne Arbeiten an, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Die Bewerbung bei einer Surrealisten-Ausstellung scheiterte daran, dass die Surrealisten Bacons Bilder zu wenig surrealistisch fanden. Nachdem seine Asthma-Erkrankung ihn vor dem Kriegsdienst bewahrte, kehrte er schließlich nach London zurück.
Kreuzigungen, schreiende Päpste und Religion ohne Gott
In London vernichtete Francis Bacon einen Großteil seiner früheren Arbeiten und löste mit seinen neuen Bildern von Kreuzigungen aufgeregte öffentliche Diskussionen aus. Religiöse Motive waren ein wichtiges Motiv des Künstlers, der sie aber stets dem Irdischen zuordnete und alles Transzendente vermied. Seine Spielleidenschaft trieb ihn wiederholt nach Monte Carlo, ehe die durch Graham Sutherland vermittelte Bekanntschaft mit der Galeristin Erica Brausen ihm endlich den ersehnten künstlerischen Durchbruch brachte. Während er für kurze Zeit am Royal College of Art in London unterrichtete, begann er mit seinen Papstserien, für die er nach Vorlagen alter Meister wie Velazquez Porträts von schreienden Päpsten malte. Fruchtbar waren die Freundschaften mit Lucian Freud und David Sylvester, die er beide auch porträtierte. Mit Freud und Ben Nicholson gestaltete er den britischen Pavillon auf der Biennale von Venedig. Seine Beziehung zu dem proletarischen Kriminellen George Dyer endete mit dessen Selbstmord, was Bacon in mehreren Bildern verarbeitete. Durch die Kunst Bacons zog sich das Motiv des Schreis als Ausdruck von Vergnügen und Schmerz, als Vorlage nutzte der Künstler unter anderem ein Foto der schreienden Kinderfrau aus Eisensteins Filmklassiker Panzerkreuzer Potemkin sowie eine Sammlung medizinischer Fotos von geöffneten Mündern, Zähnen und Mundkrankheiten.
Francis Bacon starb am 28. April 1992 in Madrid.
Francis Bacon - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: