Charles Camoin

Charles Camoin - Studium bei Moreau, Anschluss an die Modernisten

Charles Camoin wurde am 23. September 1879 in Marseille geboren. Sein Vater, ein Dekorateur und Farbenhersteller, erkannte früh das künstlerische Talent seines Sohnes und förderte es nach Kräften. 1896 zog der junge Charles Camoin mit dem Segen des Vaters nach Paris, um dort an der École des Beaux-Arts zu studieren. In der Klasse des symbolistischen Malers Gustave Moreau gewann Camoin bereits im zarten Alter von 16 Jahren einen ersten Preis für Zeichnung und Komposition. Im Atelier seines Lehrers Moreau lernte Charles Camoin außerdem Henri Matisse kennen und wurde von diesem in den Kreis der französischen Expressionisten um Henri-Charles Manguin, Albert Marquet, Jean Puy und Georges Rouault eingeführt. 1900 brachte der Militärdienst Charles Camoin nach Arles; dort malte er unter dem Eindruck der Werke van Goghs. Als besonders prägend erwies sich die Bekanntschaft mit Paul Cézanne in Aix-en-Provence. Mit dem malenden Einsiedler entwickelte sich eine fruchtbare Brieffreundschaft, die bis zum Tod Cézannes anhielt.

Große Erfolge mit den Fauvisten

Charles Camoin orientierte sich in seinem Frühwerk besonders an Paul Gauguin, den er sehr bewunderte. Die Ähnlichkeit der Malweise war zeitweilig so ausgeprägt, dass einige seiner Bilder aus dieser Phase irrtümlich Gauguin zugeschrieben wurden. Ein besonders spektakulärer Fall war das Bild »Schöne Wirtin«, das der Künstler 1948 in einem Kunstkatalog der Nationalgalerie von Sydney entdeckte und öffentlich für sich in Anspruch nahm. 1903 konnte Camoin Claude Monet in dessen Haus in Giverny besuchen und seine erste Einzelausstellung in der Galerie von Berthe Weill in Paris eröffnen. Immer stärker fühlte er sich den Fauvisten um seinen Freund Matisse verbunden, an deren berühmter und konstituierender Ausstellung im Salon d'Automne er teilnahm. Trotzdem sah er sich selbst nie als vollwertiges Mitglied der Gruppe an. 1906 präsentierte er seine Werke in der Galerie des Picasso-Entdeckers Daniel-Henry Kahnweiler, 1913 nahm er an der legendären Armory Show in New York teil. Der damit verbundene große Erfolg stürzte Charles Camoin jedoch in eine tiefe Depression, die zu der eigenhändigen Zerstörung von über 80 seiner Bilder führte.

Das Spätwerk stand unter dem Einfluss von Renoir

Charles Camoin entfernte sich während des Ersten Weltkriegs zunehmend vom Fauvismus und neigte unter dem Eindruck von Pierre Bonnard und Pierre-Auguste Renoir einer veränderten Malweise zu. Insbesondere die Bekanntschaft mit Renoir führte zu einem nahezu vollständigen Bruch mit dem künstlerischen Erbe seines langjährigen Vorbildes Cézanne. Er blieb zwar bei seiner verhaltenen Farbigkeit, ergänzte diese aber zunehmend um impressionistische Elemente. Immer stärker beschäftigte ihn das Zusammenspiel von Farbe und Licht und die Freilichtmalerei nahm einen größeren Stellenwert in seinem Schaffen ein. Während seine Atelierwerke weiter den expressionistischen Fauvisten nahestanden, verkörperten seine Freilichtbilder mehr und mehr die Prinzipien des Impressionismus. 1920 heiratete Charles Camoin Charlotte Prost und arbeitete im steten Wechsel in Saint Tropez und auf dem Pariser Montmartre. Zu seinem Werk gehören Stillleben, eine Vielzahl expressionistischer Porträts, Interieurs und Akte.

Charles Camoin starb am 20. Mai 1965 in Paris.