Gerrit Dou

Gerrit Dou - Prägende Lehrzeit beim jungen Rembrandt

Gerrit Dou wurde am 7. April 1613 in Leiden geboren. Der Sohn eines Glasmalers erlernte die Grundlagen dieser Kunst in der Werkstatt seines Vaters, ehe er bei Bartholomeus Dolendo das Zeichnen studierte und später bei dem Glasmaler Pieter Couwenhorn in die Lehre ging. Im Alter von 14 Jahren studierte Gerrit Dou auf Geheiß seines Vaters bei dem gerade 21-jährigen Rembrandt, der zufällig in der Nähe wohnte. Rembrandt lehrte Dou einen subtilen Umgang mit Hell-Dunkel-Effekten und prägte sein Verständnis der Farbgebung. Porträts spielten eine wichtige Rolle im Frühwerk von Gerrit Dou; er porträtierte seinen Lehrer Rembrandt und dessen Eltern und sich selbst, außerdem entstanden zahlreiche Genrebilder, die der Künstler meist in engen, dunklen Räumen verortete, wo er mit Licht und Schatten spielen konnte. Als sein wichtigster Lehrer Rembrandt nach Amsterdam zog, blieb Dou in Leiden und machte sich als freier Maler selbstständig.

Eine zeitraubende Leidenschaft für Details

Gerrit Dou entwickelte schließlich trotz des übermächtigen Einflusses von Rembrandt seinen eigenen Stil, bei dem vor allem ein minutiöser Umgang mit Details im Mittelpunkt stand. Fünf Tage soll Gerrit Dou für das Malen einer Hand benötigt haben, und um den angestrebten Detailgrad zu erreichen, fertigte er sich eigens einen Pinsel mit besonders feinem Haar an. Trotz dieser ausgeprägten Detailversessenheit und der damit einhergehenden präzisen Pinselführung wirkten Gerrit Dous Bilder keinesfalls steif, sondern begeisterten seine Zeitgenossen durch ihre Frische und Lebendigkeit. Für den angestrebten Detailreichtum bediente sich Gerard Dou technischer Hilfsmittel wie einer konkaven Linse und einem konvexen Spiegel, um seine Wahrnehmung zu verbessern und die richtige Perspektive zu gewinnen. Er konstruierte ein Raster aus Seidenfäden, um alle Details an geeigneter Stelle zu platzieren. Seine Zeitgenossen zeigten sich von dem Ergebnis dieses Aufwands beeindruckt; seine Bilder fanden reißenden Absatz, besonders im Ausland: Der schwedische Botschafter Pieter Spiering erwarb für 500 Gulden im Jahr ein Vorkaufsrecht auf Gerrit Dous Werke, die schwedische Königin Christina besaß gleich elf Stücke aus Dous Atelier, Cosimo III. de Medici suchte den Künstler persönlich auf und König Karl II. von England soll ihm sogar eine Anstellung als Hofmaler angeboten haben. Der niederländische Hof hingegen bevorzugte weiterhin traditionellere Maler.

Anhaltende Verkaufserfolge bis in die Neuzeit

Gerrit Dou malte fast ausschließlich im kleinen Format, oft Szenen bei Lampen- oder Kerzenlicht, wobei er bei der Wiedergabe der Beleuchtungseffekte ein ebenso beeindruckendes Geschick bewies wie beim Einfangen von Details. Gerrit Dou unterrichtete zahlreiche Schüler; sein treuester und bekanntester war der Porträt-, Historien- und Genremaler Frans van Mieris. Dou selbst zählte nach seinem Lehrer Rembrandt und seinem Schüler Frans van Mieris zu den drei teuersten Malern seiner Epoche, was auch daran lag, dass der langsame Arbeiter sich nach Stunden bezahlen ließ. 1648 gehörte Dou zu den Unterzeichnern der Gründungsurkunde der Leidener Lukasgilde. Seiner Heimat Leiden blieb der Künstler trotz aller Erfolge im Ausland ein Leben lang fest verbunden. Bis heute sind Gerrit Dous Bilder stark gefragt und werden mitunter für Millionensummen versteigert – 2001 wurde das Bild Der Zahnarzt für 5,7 Millionen DM verkauft und damit der zu dieser Zeit größte deutsche Auktionserfolg; zuvor hatte der Berliner Kunsthändler Paul Cassirer das Bild 1923 nach Deutschland geholt.

Gerrit Dou bzw. Gerard Dou starb zu Beginn des Jahres 1675; für den 9. Februar 1675 ist sein Begräbnis in Leiden bezeugt.