Martin Eder spielt mit Kitsch und Klischee, lockt sein Publikum mit falschen Idyllen auf unbequeme Denkwege, deren Abgründigkeit sich erst nach und nach offenbart. Dann aber ist es meist zu spät, um dem surreal-träumerischen Labyrinth des deutschen Malers zu entfliehen.
(...) WeiterlesenMartin Eder - Figurative Malerei und eigenwillige Motivkomposition
Martin Eder wurde am 31. August 1968 in Augsburg geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Batzenhofen. 1986 begann er an der Augsburger Fachhochschule ein Studium des Kommunikationsdesigns, das er 1992 mit Diplom beschoss. Nach einer vorübergehenden Tätigkeit in einer Werbeagentur besuchte Martin Eder von 1993 bis 1995 die Akademie der bildenden Künste in Nürnberg. 1996 wurde er in Dresden Student von Eberhard Bosslet, 1999 stieg er zu dessen Meisterschüler auf. Mit seiner figurativen Malerei und eigenwilligen Motivwahl rief Eder bei Kritik und Publikum schon früh zwiespältige Reaktionen hervor, die sich mitunter bis zu empörten Verdammungsurteilen steigerten. Andererseits erhielt er schon früh Stipendien, unter anderem durch die Philip Morris Kunstförderung der New Yorker Columbia University. Überhaupt erwiesen sich die USA als dankbarer Markt für die Kunst Martin Eders; spätestens mit seiner erfolgreichen Teilnahme an der Art Basel in Miami Beach im Jahr 2004 wurde er zu einem gefeierten Verkaufsschlager.
Die Wut des Künstlers kanalisiert sich in der Kunst
Martin Eder malt niedliche Kätzchen, Häschen und Schoßhunde, drapiert nackte Frauen und Kindfrauen in märchenhaft-kitschige Kulissen, verbirgt in den vermeintlich klischeedurchtränkten Bildkompositionen aber stets wenigstens ein hintergründiges Detail, das die trashig-schrille Konstruktion aus Farben und Zucker in ihren Grundfesten erschüttert und zum Einstürzen bringt. Mit fröhlichen Farben malt Eder tiefe Traurigkeit und Melancholie; seine Bilder sind gedacht als Allegorien, die den hochglänzenden Lack der an sich selbst berauschten modernen Gestalt mit schmerzhaftem Kreischen und Quietschen herunterkratzen. Gespeist werden sie aus der intensiven, überbordenden Wut, die Martin Eder empfindet und die er mit seiner Kunst kanalisiert. Realitätsflucht und Selbsttäuschung sind zentrale Themen der bunten, großformatigen Bilder. Seine überschüssige Energie lädt der Künstler in seine Ölgemälde und Aquarelle – und sind diese erst einmal vollendet, möchte er sie am liebsten sofort loswerden. Die Ausstellungen, die Präsentation seiner Kunst, empfindet er deshalb als den uninteressantesten Teil seiner Arbeit, muss er sich dafür doch wieder mit Werken beschäftigen, die er als längst abgeschlossen betrachtet.
Gefeierte Gegenwartskunst zwischen Lärm und Stille
Martin Eder hat Erfolg; seine Bilder verkaufen sich zu hohen fünfstelligen Preisen, mitunter sogar höher. Der angestaute Erwartungsdruck macht dem Künstler zunehmend Mühe, er fühle sich manchmal wie sein eigener Angestellter, klagt er, und reagiert auf seine Weise: Martin Eder sagt dem Plan ab, bricht die verkrusteten Strukturen seines Alltags auf, huldigt der Spontanität und lässt sich treiben. Er kann sich diesen Luxus leisten, schließlich gilt er als einer der bedeutendsten Vertreter der figurativen Gegenwartskunst. Seine jüngsten Werke entstehen ohne sorgfältig durchgeplante Konstruktion aus der Inspiration des Augenblicks. Auf die nackten Frauen und nackten Männer folgen Skulpturen, oft rudimentär ausgeführt, Köpfe mit Löchern. Martin Eder geht es darum, die sich ins Unendliche steigernde Spirale der Erwartungen zu durchbrechen. Auf den Lärm, den er selbst mit seinen ersten Bildern mitverursacht hat, folgt eine neue Werkgeneration der Stille – in seltsamem Kontrast zu einem weiteren Talent des Künstlers: Unter dem Namen Ruin betätigt sich Eder als experimenteller Musiker des Black Metal.
Martin Eder lebt und arbeitet heute in Berlin.
Martin Eder - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: